Sie enthält u.a. eine Marmor-Kopfstudie der legendären Anna Pawlowa

Die Sammlung enthält u.a. eine Marmor-Kopfstudie der legendären Anna Pawlowa

Ein Prachtkind nach langer und schwerer Geburt

Die umfangreiche Sammlung John Neumeier findet ihr neues Zuhause in einer Stadtvilla in Alsternähe

Seit Jahrzehnten verhandelt der Hamburger Ballett-Intendant mit der Freien und Hansestadt Hamburg um ein Haus für seine weltweit einzigartige Sammlung. Jetzt ist dieser Prozess zu einem glücklichen Ende gekommen.

Hamburg, 04/05/2022

Es schien eine „never ending story“ zu werden – jetzt hat die schwere Geburt aber doch ein überaus glückliches Ende genommen. Und das, was dabei zur Welt gekommen ist, scheint ein Prachtkind zu werden: Die Freie und Hansestadt Hamburg investiert 15 Millionen Euro und kauft, saniert und baut dafür eine Jugendstilvilla in Alsternähe um (genau: im Mittelweg 55) – zum „Institut John Neumeier“. Darin sollen die über 50.000 Exponate der weltweit einzigartigen Sammlung des Hamburger Ballett-Intendanten eine neue Heimat finden. Bisher füllen die Skulpturen, Bücher, Fotos, Briefe, Objekte, Gemälde, Zeichnungen und Gebrauchsgegenstände aus der Welt des Tanzes Neumeiers private Villa in Harvestehude – sie ist von oben bis unten gespickt mit Kostbarkeiten aus aller Welt und konnte schon lange nicht mehr all die Fülle fassen, die Neumeier seit nunmehr fünf Jahrzehnten zusammengetragen hat.

Dass der lange Entstehungsprozess, der schon 2002 begonnen hatte, als John Neumeier erstmals eine Heimat für seine Sammlung suchte und darüber mit der Kulturbehörde verhandelte (seinerzeit unter Leitung von Dana Horáková), nach vielen Umwegen, Sackgassen und enttäuschten Hoffnungen nun doch auf der Zielgeraden zu sein schien, zeichnete sich bereits am 4. April 2022 in der Spielzeit-Pressekonferenz ab, als John Neumeier auf die Frage, wie es um das Projekt bestellt sei, antwortete: „Ich darf Ihnen noch nichts Genaues dazu sagen, nur so viel: Wir sind so nah dran wie noch nie zuvor!“ Und strahlte dabei so, dass alle Anwesenden wussten: Es fehlt nicht mehr viel …

So macht Hamburg nun passend zum 50-jährigen Jubiläums von Neumeiers Ballettdirektion ihm wohl das schönste Geschenk (die Eröffnung des Instituts könnte passend zu Neumeiers Abschied von der Intendanz im Sommer 2023 erfolgen). Gleichzeitig sichert sich die Stadt etwas weltweit Einzigartiges. Es gab wohl weltweit keine Auktion, auf der John Neumeier nicht mitgeboten hätte, wenn Kostbarkeiten aus der Ballettwelt unter den Hammer kamen. Zuletzt sicherte er sich die Familiensammlung Vaslav Nijinskys, von dem er bereits bedeutende Exponate hatte, die das Herzstück seiner Sammlung bildeten (darunter auch alle 72 Zeichnungen Nijinskys und 600 Briefe von Romola Nijinsky an ihren Mann). Hinzu kam 2021 noch die über 400 Originale aus der Welt des Tanzes umfassende Sammlung Tony Clark aus Los Angeles, die dieser Neumeier schenkte.

„John Neumeier hat in den letzten Jahrzehnten die Ballettwelt geprägt wie kaum ein anderer“, kommentierte Hamburgs Senator für Kultur und Medien Carsten Brosda den Beschluss des Senats. „Zusammen mit der Stiftung John Neumeier ist es nun gelungen, den unermesslichen Schatz seines Gesamtwerkes und seiner bedeutenden Ballett-Sammlung dauerhaft für Hamburg zu sichern und zugänglich zu machen. (…) Das Institut John Neumeier soll nicht nur das Werk unseres Ehrenbürgers sichern, sondern auch ein internationaler Ort der Auseinandersetzung mit dem Tanz sein.“

Und Neumeier selbst sagt: „Meine Ballett-Sammlung ist als stetige Inspiration meiner vielfältigen Werke mein Leben lang gewachsen. Insofern war mir schon lange klar, dass dieses umfassende Anschauungsmaterial nicht nur für die Recherche meiner eigenen Arbeit bestimmt ist: Die Sammlung müsste in der einen oder anderen Form die Öffentlichkeit erreichen! Schon lange vor der Gründung meiner Stiftung im Jahr 2006 habe ich daher das Gespräch mit dem Senat gesucht, und heute freue ich mich ganz besonders, dass meine Sammlung und mein Lebenswerk ein dauerhaftes Zuhause in meiner Wahlheimat Hamburg gefunden haben.“

Damit ist auch das inzwischen weit über 170 Kreationen umfassende Gesamtwerk John Neumeiers für Hamburg gesichert und steht auch für die wissenschaftliche Aufbereitung und Nutzung zur Verfügung. Ein Gewinn für Hamburg, ein noch größerer Gewinn für die Welt des Tanzes.

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