YouMake, ReMake

Bühnen-Remakes von YouTube-Clips

Berlin, 16/01/2011

Renana Raz lässt dem Publikum die Wahl: Wer Lust hat, kann sich den Video-Clip „2 Girls 1 Cup” ja direkt ansehen. Wer keine Lust hat, bleibt einfach auf seinem Platz und schaut sich an, wie die anderen darauf reagieren, ohne ihn selbst zu sehen: entweder angeekelt, belustigt oder erschreckt, falls die Zuschauer es nicht ohnehin vorziehen, nach dem ersten Blick auf „2 Girls 1 Cup” die Flucht zu ergreifen – ganz so wie das zuvor einige Marines vom Ft. Knox tun oder die empörte Oma des amerikanischen Filmemachers. Auf YouTube sind ihre „Reactions” der absolute Hammer. Der Live-Act „Re: Reaction” verspricht es, ebenfalls zu werden.

„YouMake, ReMake” nennt die israelische Choreografin ihr Konzept, das sie unlängst bei der International Exposure im Suzanne Dellal Centre Tel Aviv vorgestellt hat: eine Interaktion zwischen YouTube-Einspielung und Bühne, die der Fantasie keine Grenzen setzt. In „Just A Kid” zum Beispiel demonstriert Uri Shafir, wie sich „Dance Moves that Rock II” verändert, wenn ihn wie auf YouTube nicht ein rothaariger Kraftbolzen von einem Kind, sondern ein ausgewachsener Mann präsentiert. Maya Dunietz und Ram Gabai wiederum fühlen sich in die eingespielten „Feelings” von Nina Simone so formvollendet ein, als gäben sie erst der Sängerin Stimme und klangliche Gestalt: selbst als Präzisions-Playback noch ein elementares Ereignis.

Es gibt viele Möglichkeiten eines Bühnen-Remakes der YouTube-Vorlage. Mal kann der Video-Clip vor-, mal nachgespielt werden. Mal kann sich der Akzent der Aussage verändern wie im „Disco Tanz”, der in der Demo von Inbal Yaakobi und Hillel Kogan mit einer Ohrfeige endet. Ein kämpferisches Liebesduett wie „The Beauty & The Beast” von Ofer Amram kann beispielsweise sich im Nachhinein auch als Paraphrase eines Video-Clips entpuppen, auf dem sich zwei Grizzlybären paaren.

Wie gesagt, gestattet das Format alle Spielarten der Interaktion. Deshalb hofft Renana Raz auch, dass es nicht bei der israelischen Variante von „YouMake,ReMake” bleibt. Sie baut auf internationale Partner und hat deshalb die Edition # 1 auf www.youmakeremake.com dokumentiert. Auch die Home-Version von „Lady Gaga ft Beyonce Telephone” ist selbstverständlich darauf zu finden. Aber eine Batel Azaria muss man auf der Bühne erlebt haben, um zu begreifen, warum sie auf YouTube schier aus allen Nähten platzt. 

 

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