Landschaft ein weißes Blatt, Tanz eine universelle Schrift

Regina Goerger, Butô-Nomadin auf Heimaturlaub

Heilbronn, 21/07/2011

„Hey, du Verrückte, verschwinde! Hau ab!“ Die Butô-Performerin Regina Goerger irritiert. Eine weiß bemalte Frau nimmt sich die Freiheit, allein im öffentlichen Raum zu tanzen – ohne Musik, ohne technisches Equipment, ohne Eintritt zu verlangen. Das erscheint in dieser Welt so sonderbar, dass Passanten, zumal in Afrika, wo der Aberglaube noch präsenter ist, hinter einer solchen Performance eine Irre oder schwarze Magie vermuten. Angriff ist vorbeugende Verteidigung, nicht nur Verbalattacken sind das Mittel der Wahl, manchmal fliegen sogar Steine. „Oft gelingt es mir nur mit großer Mühe den Menschen zu erklären, dass ich Künstlerin bin“, sagt Regina Goerger, die seit 2005 durch Afrika reist.

Goerger ist eine Künstlerin mit akademischem Hintergrund: Studium der Politikwissenschaft an der Sorbonne (Paris), Staatsexamen in den Fächern Sport, Literatur und Politik an der Uni Stuttgart und Diplomarbeit an der Uni Toulouse. Zur Performance kam sie peu à peu: zunächst über Workshops in afrikanischem Tanz (Bernhard Riddick), afro-brasilianischem Tanz (Reginaldo da Silva), zeitgenössischem Tanz (Ismael Ivo) und Butô (Masaki Iwana), schließlich durch kontinuierlichen Unterricht bei Elsa Wolliaston (Afrotanz) und Myriam Zoulias (Butô).

Was eint Menschen? Inspiriert vom französischen Philosophen Michel Serres und von existentiellen Fragen geleitet sucht Goerger „außerhalb der Mauern“, wie sie es nennt, in der Natur Begegnungen mit Menschen und Künstlern. Aus ersten Soloauftritten hat sich das Body Writing Project entwickelt. Sie interessiert sich für die „Schrift eines Körpers im Raum“, so entsteht eine ganz persönliche Choreografie. Stein, Wasser und Abhänge sind die wesentlichen Elemente, innerhalb derer sie ihre Spur im Raum zeichnet - zunächst entlang der europäischen Atlantikküste (2002-2004), seit 2005 auf dem afrikanischen Kontinent in Marokko, Mauretanien, Senegal, Gambia, Guinea Bissau, Guinea Conakry, Ghana, Togo, Benin, Kamerun, Gabun und Namibia. Das Afrika-Projekt wird bis 2015 weiter geführt.

Mit Unterstützung der Französischen Kulturinstitute, der Goethe-Institute wie auch der deutschen Botschaft vor Ort, belebt sie symbolische Orte einer Stadt oder Region, initiiert Gespräche mit Künstlern, diskutiert mit Passanten. Nach zehn Monaten in Afrika ist Regina Goerger jedes Jahr für wenige Wochen im Remstal, ihrer Heimat, wo sie mit Auftritten und Workshops ihr Performance-Konzept vermittelt. Auftrittsorte der vergangenen Jahre waren das Hirschbrünnele, der Kleinheppacher Kopf; die Sieben Quellen, die Ruine Beutelsbach und der Korber Kopf. In diesem Jahr tritt sie am Sonntagabend, 24. Juli (ca.20.45 - 21.45 Uhr) am Wasserfall „Schelmenklinge" auf.

Info: Treffpunkt zur Performance an der „Schelmenklinge" am Sonntag, den 24. Juli (ca.20.45 - 21.45 Uhr), ist die Schnaiter Halle um 20.15 Uhr. Gemeinsam gehen die Besucher zum Ort der Aufführung, die bei jeder Witterung stattfindet. Der Eintritt ist frei, um eine Spende am Ende der Aufführung wird gebeten.

 

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