Lage beim Tanzarchiv Leipzig bedrohlich

Schließung droht bereits im August

Leipzig, 18/04/2011

Dem Leizpiger Tanzarchiv droht bereits Ende August die Schließung. Das Tanzarchiv Leipzig e.V. ist eine einzigartige, international bedeutsame Einrichtung, zu deren Aufgaben seit ihrer Gründung 1957 außer der Aufbewahrung, Erschließung und Restaurierung hoch bedeutender Bestände zum deutschen Ausdruckstanz und zur Tanzgeschichte der DDR auch Vermittlung und Forschung, Dokumentation von allen Bereichen des Tanzes, öffentliche Veranstaltungen, Publikationen etc. gehörten. Es ist die bundesweit einzige Einrichtung, in der die Tanzgeschichte der DDR umfassend dokumentiert ist, und beinhaltet neben der Hochphase des deutschen Ausdruckstanzes auch Nachlässe jüngerer Choreografen wie Uwe Scholz und den Vorlass von Thomas Lehmen. Das TAL wurde seit 1993 vom Freistaat Sachsen mit ca. 300.000 Euro pro Jahr gefördert. Dem lag der Staatsvertrag von 1992 zugrunde, nachdem die ehemals zur Akademie der Künste DDR gehörenden Bestände in das Eigentum des Freistaates übergegangen sind. 2007 hat der Freistaat mit der Uni Leipzig vereinbart, dass diese ab 2011 die Nutzung übernimmt, das heißt auch die Stellen und alle weiteren Kosten. Jetzt zeigt sich, dass die Universität Leipzig dazu gar nicht in der Lage ist.
Zwar sind die drei unbefristeten Mitarbeiterinnen übernommen worden, der Mietvertrag für die gerade mit großem Aufwand optimal eingerichteten Räume wurde aber zum 31.8. gekündigt. Für die Zeit danach steht das Tanzarchiv faktisch auf der Straße, wenn es nicht gelingt, aus dem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst oder von anderswoher Mittel für die Miete und für Honorarkräfte aufzubringen, die die dringendsten Arbeiten (z.B. Erschließung der Nachlässe, Eingabe in Datenbank etc.) übernehmen. Bevor das geleistet ist, wäre auch an einen Umzug gar nicht zu denken, den die Universität aber jetzt planen möchte, d.h. ein Teil der Bestände würde im Magazin des Uni-Archivs verschwinden, dort kaum mehr zugänglich sein, den überwiegenden Rest aber will man dort gar nicht haben. Diese Zerschlagung der Bestände muss jedenfalls verhindert werden, indem das Ministerium nochmals zum Einlenken mindestens im Sinne einer vorübergehenden Zwischenfinanzierung veranlasst würde: ca. 100.000 Euro könnten schon für ein Jahr reichen, in dem dann hoffentlich auch eine mittel- und langfristig tragfähige Lösung gefunden werden kann. Dabei wollen aktuell sowohl der Sächsische Kultursenat als auch der Kulturstaatsminister Bernd Neumann mithelfen.

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