Ein Österreicher von tänzerischem Weltrenommee

Und wieder ein Freund weniger! Wie schon im tanznetz gemeldet, verstarb am 14. April in der unmittelbaren Umgebung von Salzburg Fred Marteny, der als Fedor Neumann 1931 in Prag geboren wurde, und dort auch seine Grundausbildung als Tänzer absolvierte (eine seiner berühmtesten Lehrerinnen war Zora Semberová, 1939 Prokofjews erste Julia in Brünn – später auch hochverehrte Lehrerin von Jiří Kylián in Prag). Schon 1949 nach Wien übergesiedelt, tanzte er bei Dia Luca, dann in Straßburg, schließlich bei diversen Kompanien in Frankreich, auch bei Roland Petit, war Ballettmeister in Hildesheim sowie in Koblenz, 1965-70 in Graz, 1986-1991 in Salzburg (als Vorgänger von Peter Breuer), in Klagenfurt und bei den Ballets de Marseille unter Roland Petit. Er konzentrierte dann seine weitere Laufbahn hauptsächlich aufs Unterrichten, als der er ein international sehr gefragter Lehrer auf den Philippinen, in Taiwan, Japan, Südkorea und immer wieder bei Rosella Hightower am Centre de Danse International in Cannes war. Seit 1954 österreichischer Staatsbürger, seit 1962 Professor, war er nach Fanny Elßler sicher die weltweit geschätzteste Tanzpersönlichkeit Österreichs.

Wann immer ich ihm begegnet bin, zuerst wohl während der sechziger Jahre bei der Kölner Sommerakademie, kam er gerade aus Cannes oder war auf dem Sprung dorthin – ein getreuer Vasall Rosella Hightowers bis zuletzt, als der er ihr schließlich in die Nacht ihrer Demenz gefolgt ist. Wir haben so unglaublich viel zusammen an allen möglichen Orten der Welt unternommen – in Europa meist unterwegs in seinem viel zu großen Citroën (er war ein begeisterter Autofahrer). Unvergesslich die vielen Partys in Köln und in Bonn bei der Sommerakademie und dem Choreografischen Wettbewerb! Das soll nun alles vor einem halben Jahrhundert gewesen sein – so etwas gibt es heute überhaupt nicht mehr! Und alle, fast alle inzwischen tot: Milloss und Luipart, Hermann Wünsche, Erich Walter und Heinrich Wendel, Victor Gsovsky und Madame Nora, Walter Nicks und José Udeta, Heinz Laurenzen und, und, und… Wie gesagt, ein guter Freund – aus guten alten Kölner Tagen – es lichten sich die Reihen …