John Neumeier verlängert bis 2015

Die Kontinuität des Hamburg Ballett ist gesichert

Hamburg, 26/01/2009

Ein „richtig schöner Termin“ sei das, freute sich Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck, als sie „zu unser aller großen Freude eine sehr, sehr schöne Nachricht für Hamburg und das Ballett“ verkündete: John Neumeier, Hamburgs Ballett-Intendant und seit 36 Jahren Chef der Hamburger Kompanie, hat die im Vertrag 2004 festgelegte Option gezogen, seinen 2010 auslaufenden Vertrag um fünf Jahre zu verlängern. Darüber sei sie, so die Senatorin, „außerordentlich glücklich“. Kein Wunder: Hamburgs Ballettensemble sorgt an der Oper für volle Kassen: mit satten 98 Prozent Auslastung übers Jahr sind die Tänzer erfolgreicher als die Oper. Sie freue sich schon jetzt auf das 40-jährige Jubiläum Neumeiers, das 2013 begangen werde, sagte Karin von Welck. Auch John Neumeier zeigte sich zufrieden: Es sei gut, lange an einem Ort zu bleiben, wenn man etwas aufbauen wolle, das das eigene Leben überdauern soll – wie Béjart, Balanchine oder Petipa zeigten, meinte Neumeier. Werke wie „Prélude CV“, „Winterreise“, „Nijinsky“, „Messias“, „Die Möwe“ oder die „Kleine Meerjungfrau“ hätten nie entstehen können ohne das tiefe Vertrauen zwischen Tänzern und Choreograf, das nur in einer langjährigen Zusammenarbeit wachsen kann. Wenn er jedoch das Gefühl hätte, eine Last zu sein für seine Tänzer, würde er sofort gehen – die Akzeptanz durch seine Kompanie sei ihm am wichtigsten. In Hamburg spüre er diese Akzeptanz jedoch immer noch, und er sei noch lange nicht am Ende mit dem, was er in der Hansestadt erreichen wolle und könne. Ein bereits seit vielen Jahren hartnäckig verfolgtes Ziel, die Etablierung einer eigenen Jugend-Kompanie, ist jetzt sogar in greifbare Nähe gerückt. Rund 800.000 Euro jährlich wären dafür nötig – eine Summe, die bisher aus Kostengründen nicht im Etat einzustellen war. Jetzt aber, da der Finanzsenator das Budget für 2009/10 genehmigt und auch den Tarifausgleich zugesagt habe, scheint für 2011 vielleicht doch die Realisierung möglich, zumal sich die Kultursenatorin eindeutig und engagiert zu diesem Projekt bekannte, dessen Konzept sie „voll und ganz überzeugt“ habe. Das Jugend-Ensemble, so Neumeier, solle als Bindeglied zwischen Schule und der Profi-Kompanie fungieren und sowohl seine als auch Stücke anderer Choreografen aufführen – in Stadteilen, Gefängnissen, Altenheimen, Sozialstationen und an anderen ungewöhnlichen Orten, wo Tanz sonst eher selten einen Platz hat. Neumeiers schon seit 15 Jahren gehegter Wunsch nach einem Sabbatical wird jedoch noch weiterhin unerfüllt bleiben. Die Möglichkeit habe er zwar im Vertrag festgeschrieben, aber die Realisierung dürfte schwierig sein. Ein Ballettdirektor kann nun mal nicht einfach ein Jahr aussteigen, die Zusammenarbeit mit den Tänzern lebt von der täglichen Begegnung. So schiebe er diesen Wunsch weiterhin vor sich her, meinte Neumeier, vielleicht erfülle er ihn sich ganz am Ende. Über einen Nachfolger wollte der Ballett-Intendant sich nicht konkret äußern, gab aber zu, dass er darüber nachdenkt. In einem Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ ließ er bereits durchblicken, dass er sich dafür den derzeitigen Ersten Solisten Lloyd Riggins vorstellen könne – sicher einer der ganz wenigen, die das Format haben, in diese großen Fußstapfen treten zu können. Aber bis dahin ist noch viel Zeit, dem heutigen Tag zufolge mindestens bis 2015!

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