Deutsche Erstaufführung von „Gustavia“ bei der RuhrTriennale

Slapstick mit weiblicher Eleganz

Essen, 28/09/2009

Die Bühne ist mit schwarzen Samtvorhängen begrenzt, die Spielfläche mit faltig drapierten Stoffbahnen belegt. In der Mitte steht ein kleiner schwarzer Drehstuhl, zwei schwarze Bretter und ein umgestoßener Hocker liegen irgendwo hinten herum. Vorn links steht ein Mikrophon. So arrangieren die Französin Mathilde Monnier (Montpellier) und die spanische Wahl-Schweizerin La Ribot (Genf) ihre Plattform für Reflexionen über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten heutiger Performance. Mit dröger Theorie haben die beiden erfolgreichen Choreografinnen glücklicherweise ganz und gar nichts am Hut. Slapstick ist angesagt.

Die deutsche Erstaufführung ihres Doppelporträts einer gewissen „Gustavia“ im Rahmen der RuhrTriennale am Wochenende auf „pact zollverein“ war das gelungene Debüt ihrer Zusammenarbeit. Wie Zwillinge treten sie auf - die Kesslers in schwarz mit ihren atemberaubend langen schlanken Beinen, perfekt durchtrainiertem Körper und vom Scheitel bis zur Sohle gestylter Figur - Eleganz pur. Eindeutig hat die etwas herbere Ribot hier das Sagen, während Monnier das Dummchen abgeben muss. Sie greinen, plärren, weinen, schluchzen, heulen, schniefen und stammeln ihre Kümmernisse ins Mikrophon – fast zehn Minuten lang. La Ribot flätzt sich schließlich in den Sessel, Monnier hockt sich auf die Lehne. Steht Ribot auf, fällt Monnier hin – oder kann's gerade noch verhindern, wenn sie schnell genug hochhüpft.

Buster Keaton, Jacques Tati, Charlie Chaplin und die Marx Brothers lassen vielmals grüßen - letztere vor allem, wenn La Ribot ein Brett ungelenk balanciert und Monnier wieder und wieder damit am Kopf trifft und umhaut, bis diese schließlich das Brett so zu fassen bekommt, dass beide es zusammen von der Bühne tragen können. Aus wenigen Szenen ist die Performance „Gustavia“ zusammengebaut – jedes Duell ein wenig zu lang. Uneingeschränkt bewundernswert sind allerdings Tempo, Eleganz und Originalität der akrobatischen Eskapaden der nicht mehr so ganz jungen Künstlerinnen in knappen Höschen, raffinierten Tops und hochhackigen Pumps oder modischen Stiefeln. Nach 50 Minuten setzen beide zum letzten Versuch an, sich zu profilieren. Auf hohen Hockern stehend wie Redner im Hydepark reflektieren sie, gleichzeitig auf englisch sprechend und schwer zu verstehen, die Situation der „performenden“ Frau auf den kleinen und großen Bühnen der Welt. Manchen gelingt's fabelhaft, findet Monnier - zum Beispiel „a black woman in the White House – yes, she can“.

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