Was ist mit der Freundschaft?

Henning Paar choreografiert „Der kleine Prinz“

München, 20/10/2008

Dem leidenschaftlichen Flieger und Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry gelang 1943 (ein Jahr vor seinem Tod) ausgerechnet mit seinem Märchen „Le petit prince“ einer der größten Bucherfolge der Nachkriegszeit: Ein Pilot strandet mitten in der Wüste. Und der kleine Prinz, herabgereist von seinem Winz-Planeten, hilft ihm mit kindlich aufrichtiger Freundschaft über die Einsamkeit hinweg. Nach jahrelanger Rechte-Verweigerung gab der Verlag Gallimard jetzt Hans Henning Paar grünes Licht. Und nun tanzt „Der kleine Prinz“ im Münchner Gärtnerplatztheater für Kinder ab fünf samt elterlichem Anhang.

Die Nachmittags-Premiere war nicht ganz ausverkauft. Trotzdem gab' s am Schluss kräftigen Applaus. Denn Paar hat ja durchaus optisch verführerische Szenen entworfen, auch dank Isabel Korks hinreißender Kostüme, die auf Hanna Zimmermanns lichter Abstrakt-Wüste prächtig zur Geltung kommen: In bunt schillernder Echsenhaut schlängelt Saint-Exupérys Schlange in vielfach glattig gewundenen Bewegungen. Das wuschelig dickbauchige Schaf hoppelt putzig herein, das grauhaarige Schaf stakst zittrig an Krücken. Vier weißgrüne Affenbrotbäume werfen sich in verschraubte Positionen. Und auch die egozentrischen Menschentypen aus Prinzchens Reise zu sieben Planeten – vom Herrscherposen-König über den Säufer bis zum hektischen Geschäftsmann – sind zu erkennen.

In der besonders für Kinder etwas langatmigen Typen-Abfolge hat aber eigentlich nur der „Eitle“ so richtig gefesselt: Gianluca Martorella ist mit zwei Handspiegeln ein herrlich komischer Narziss. Natürlich werfen sich auch Paars andere Tänzer mit vollem Körpereinsatz in seine fließende Modern-Dance-Sprache. Die zierliche Chinesin Hsin-I Huang ist ein idealer Federwisch von Prinz gegenüber Pedro Dias' hochgewachsenem Piloten. Aber was ist mit der Freundschaft? Was mit Saint-Exupérys Einforderung von Mitmenschlichkeit? Mit seiner Erkenntnis, dass das Wesentliche nur mit dem Herzen erkannt werde? Gallimard muss gewusst haben, dass die Umsetzung in Tanz schwierig ist. Paar hat seine Sache nicht schlecht gemacht - aber eben nur auf der Oberfläche. Und die Musiken von Erik Satie (hier für kleines Orchester bearbeitet von E. G. Pröve) wirken auf Dauer ziemlich monoton. Und, wie immer da die Akustik böse mitgespielt hat: Die Soloinstrumente klangen unangenehm scharf.

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