Fragen zur Tanzförderung in Berlin

Ungereimtheiten bei der Basisförderung

Berlin, 12/06/2008

Mit Spannung wurden im Bereich der freien Darstellenden Kunst die Empfehlungen der Jury für die Basisförderung der kommenden zwei Jahre erwartet, bestimmen diese doch nicht unwesentlich das künstlerische Produzieren einer ganzen „Szene“.
Die nun vorliegende Stellungnahme der Jury weist jedoch Ungereimtheiten auf und steht im offensichtlichen Widerspruch zu den mit ihr verbundenen Fördersummen. Folgende Aussagen verlangen eine Richtigstellung bzw. Korrektur: - „Da nach Ansicht der Jury die interessantesten Entwicklungen derzeit im Tanz und Performance-Bereich stattfinden, setzt sie hier einen besonderen Schwerpunkt.“, heißt es im Jurystatement.
Die Zahlen besagen folgenden Mittelaufwuchs: Tanz: von 2008 zu 2009: + 30.000,- von 2008 zu 2010: + 5.000,- Performance: von 2008 zu 2009: + 60.000,- von 2008 zu 2010: + 45.890,- Kinder- u. Jugendthr.: von 2008 zu 2009: + 270.000,- von 2008 zu 2010: + 215.000,- Sprechtheater: von 2008 zu 2009: + 80.000,- von 2008 zu 2010: + 80.000,- Musiktheater: von 2008 zu 2009: + 70.500,- von 2008 zu 2010: + 69.800,- D.h. alle anderen Sparten werden im Vergleich zum Tanz mit erheblich höheren Zuwächsen bedacht. Die „interessanten Entwicklungen“ in diesem Bereich sind offensichtlich nur einen warmen Händedruck wert.
- Das renommierte und immer ausverkaufte Nachwuchsfestival Tanztage Berlin wird durch Halbierung der Mittel dem Tod auf Raten anheim gegeben, wiewohl die Jury die Basisförderung „als Möglichkeit , verheißungsvollen Newcomern eine Arbeitsbasis zu ermöglichen.“ - Weiterhin heißt es seitens der Jury: „In der Tanzszene nimmt die Tendenz zu immer breiter vernetzten internationalen Kooperationen und Koproduktionen vehement zu. Dies ist ein Beleg für die zunehmende Bedeutung der Berliner Tanzszene.“ Gleichzeitig wird aber gemutmaßt, man benutze Berlin „primär als Finanzierungs- und weniger als Produktionsort“ und zeige eine „zu geringe Anzahl an Berliner Aufführungen“. Ihre internationale Anerkennung und Tourtätigkeit – in anderen Ländern sogar eine staatlich geförderte Aktivität – wird den Künstlern hier als mangelnde Berlinpräsenz zum Vorwurf gemacht. Im Zeitgenössischen Tanz ist dies insbesondere eine prekäre Argumentation, als es an Spielstätten und Mitteln für Tanz eklatant mangelt. Ohne Koproduktionsgelder aus dem Ausland wären viele erfolgreiche Berliner Produktionen gar nicht erst entstanden.
Man darf sich nicht wundern, wenn in der Folge solcher Förderentscheidungen immer mehr ebendieser international renommierten Künstler aus Berlin abwandern.
Zu guter Letzt stellt sich die Frage: Von 2009 zu 2010 werden ca. 113.000,- € weniger Basisförderung vergeben, was passiert mit diesen Mitteln?

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