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Stuttgart, 10/08/2007

Hier noch rasch vor der Sommerpause ein paar News aus den einschlägigen internationalen Zeitschriften. So beklagt die englische „Dancing Times“ im Editorial ihres August-Heftes den alarmierenden Rückgang der Tanzsendungen im TV – eine Entwicklung, die wir ja auch bei uns beobachten (wann hat es eigentlich zuletzt eine Beilharz-Tanzproduktion gegeben – und sollte es wirklich stimmen, dass in diesen Tagen kaum ein Sender an den 80. Geburtstag von Cranko erinnert?).

Doug Fullington, der amerikanische Berater der Münchner „Le Corsaire“-Produktion berichtet in einem Reader‘s Letter über weitere „Corsaire Confusions“ und Marc Haegemann attestiert in seinem Report der neuen Moskauer Bolschoi-Produktion von Ratmansky, dass sie „looks at Petipa‘s final 1899 staging for St. Petersburg in a much more consistent way than the recent Munich revival ... For my money it is the classical production of the year.“ In seinem „Letter from St. Petersburg“ weist Igor Stupnikov auf Peter Quanz‘ unmittelbar bevorstehende Premiere seiner „Aria Suspended“ zu Strawinskys Sinfonie in drei Sätzen beim Mariinsky-Ballett hin und auf zwei neue, offenbar überaus umfangreiche Buchpublikationen aus Perm: Oleg Brezgins „Diaghilev´s Personality in the Artistic Life of Russia, Europe and America“ und auf Alexander Laskins „Diaghilev´s Bibliography 1972-2005“.

Jonathan Gray berichtet über die überaus erfolgreiche Derek-Deane-Produktion von „Schwanensee“ mit dem English National Ballet in der gigantischen Royal Albert Hall, mit dem Londoner Debüt von Sofiane Sylve vom New York City Ballet (sehr durchwachsen) an der Seite von Friedemann Vogel („... an excellent Siegfried: a man of noble bearing with a physique of almost classic danseur noble proportions, he dances with a silky smoothness and a lightness of touch ... I would dearly love to see him dance some of the roles Ashton created on Anrhony Dowell“ – Herr Anderson, please listen!). Gray erinnert dabei übrigens auch an den 80. Geburtstag von Dame Beryl Grey (auch sie also ein Mitglied des Clubs der 1927er). In ihrem Nachruf auf die am 24. Juni gestorbene Nina Vyroubova, an die wir uns gern von ihren Tourneen mit dem Grand Ballet du Marquis de Cuevas erinnern, zählt Mary Clarke sie immerhin zu „the greatest ballerinas of our time“.

Etwas erstaunt registriere ich, dass auf immerhin fünf ganzen Seiten mit dem Kalender der internationalen „Dates for your diary“ Germany für August und September gerade mal mit dem „Weimar Arts Festival 2007“ vertreten ist. Haben unsere großen Kompanien, die ja alle im September die neue Spielzeit beginnen, versäumt, ihre Daten rechtzeitig nach London zu übermitteln – und was ist mit den Sommer-Events in Berlin, München und Hannover? Welch ein Unterschied zwischen der Londoner „Dancing Times“ (übrigens im Internet unter www.dancing-times.co.uk) und dem New Yorker „Dance Magazine“ (www.dancemagazine.com) – deren Inhalt und Anzeigenaufkommen sich exakt umgekehrt proportional verhält.

In der amerikanischen Zeitschrift nach langen Jahren, ja Jahrzehnten erstmals wieder auf den Namen von Lynne Charles gestoßen, die bis 1986 immerhin zu John Neumeiers populärsten Hamburger Principals gehörte – hier nun als Künstlerische Direktorin und Organisatorin der japanischen Gala „Dancing for the AIDS Orphans“ vom 20. bis 22. August – kurioserweise ohne Ortsangabe. Dort auch ein paar Web-Adressen für alle, die auf der Suche sind nach „Videos from commercials to TV shows to old movies to great performances“. Übrigens KEINE Meldung in dieser größten amerikanischen Zeitschrift über die Verleihung der Hamburger Ehrenbürgerschaft an Neumeier – immerhin die höchste Auszeichnung, die die Stadt zu vergeben hat. Sonst nicht viel Lesenswertes zwischen all den kunterbunten Anzeigenseiten. Noch am ehesten dienlich „The 2007 Scholarship Guide“ – eine ausführliche Auflistung von über hundert in Amerika verfügbaren Tänzer-Stipendien. Auch ein Hinweis, dass die „West Side Story“ in diesem Monat ihren fünfzigsten Geburtstag feiert (mit vielen Details via www.westsidestory.com). Eine recht zwiespältige New Yorker Kritik über Boris Eifmans „The Seagull“ (alias Tschechows „Die Möwe“), die uns ja demnächst in Ludwigsburg bevorsteht. In seiner monatlichen Kolumne fragt Clive Barnes: „Why must an evening of dance be divided into three parts? Are one-act ballets less of a financial risk?“

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