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oe
Stuttgart, 28/07/2007

Mit einer Fülle von hochinteressanten Artikeln und Informationen wartet das Juli-Heft der englischen „Dancing Times“ auf. Hauptbeitrag ist ein weit ausholendes Interview mit Alexei Ratmansky, dem Chef des Bolschoi-Balletts, über seine Neuinszenierung von „Le Corsaire“, die kürzlich in Moskau Premiere hatte und in diesen Wochen auch beim Londoner Gastspiel der Kompanie zu sehen ist (und leider nicht auch in Berlin, wo das Bolschoi-Ballett im Oktober angekündigt ist und neben „Schwanensee“ und der obligatorischen Gala am 20. und 21.10. in der Staatsoper Ratmanskys „Der helle Bach“ von Schostakowitsch zeigt). Darin wird nicht nur die ganze Aufführungsgeschichte von „Le Corsaire“ von Mazilier und Adam von der Pariser Premiere 1856 an über die diversen Versionen von Petipa bis zur jüngsten Münchner Einstudierung resümiert (allerdings ohne Erwähnung von „Der Seeräuber“ von Paul Taglioni und Wenzel Gährich, der bereits 1838 in Berlin zur Uraufführung gelangt war und 138 Aufführungen erlebte).

Weiter erläutert Ratmasnky seine Pläne für das Repertoire und die Kompanie sowie die Grundzüge seiner Ballettpolitik. Ein Ballettmann, der die Zukunft klar im Visier hat! Überraschend allenfalls, dass er den Mangel an hoch qualifizierten männlichen Tänzern beklagt, wo er doch mit dem gerade mal achtzehn Jahre alten Ivan Vasiliev einen Superstar im Ensemble hat und aus der Schule von Eriwan ständig neue Nachwuchssolisten kommen – sehr zu Dank der deutschen Kompanien). Ein erster von zwei Artikeln beschäftigt sich sodann anlässlich des 300jährigen Jubiläums mit den Formationsjahren der Ausnahmeballerina Marie Sallé in Paris und London (der zweite wird dann ihrer Zusammenarbeit mit Händel in London 1734/35 gewidmet sein, der auch seine „Alcina“ ihr Entstehen verdankt). Ein weiterer umfangreicher Artikel widmet sich dann dem historischen und künstlerischen Kontext von Ashtons „Fille mal gardée“ – mit detaillierten bibliografischen Angaben sowie einer Liste der diversen DVD-Produktionen).

Ausführlich wird über die diversen Farewell-Veranstaltungen zum Ende der Bühnenkarriere von Darcey Bussell berichtet. Unmöglich all die diversen englischen internationalen Events zu rekapitulieren. Erwähnen möchte ich wenigstens den vergleichenden Bericht von Marc Haegemann über die „Dornröschen“-Aufführungen von Nurejew an der Scala (sehr durchwachsen) und über Kathy Bennetts Einstudierung der Version von Marcia Haydée beim Royal Ballet of Flanders („The overall results were far more satisfactoriy, judging by the resonance the work seems to have with the dancers who were in brillant form and appeared strongly committed on every level“). Schließlich noch Jack Anderson mit seinem monatlichen Report aus New York über Peter Martins‘ „Romeo und Julia“ beim New York City Ballet („... Martins‘ choreography is equally unimpressive ... the figures Martins puts on stage seem just moving bodies, rather than real people expressing emotions through dancing“).

Schon viel zu lang, diese oe-news! Trotzdem der Hinweis auf Gerald Dowler und seine recht wohlwollenden Anmerkungen über „Staatsballett Berlin in ‚Sylvia‘ and ‚Manon‘“ und die Informationen über die Ablösung von Nikolai Bojartschikow nach seiner 30jährigen Tätigkeit als Chefchoreograf am St. Petersburger Maly-Theater durch Farukh Ruzimatov als Künstlerischer Direktor der Kompanie (an den wir uns gern als Superstar des Kirow- und Mariinsky-Balletts erinnern – aber auch an seine ausgesprochen törichten Kommentare über Neumeiers „Schwanensee“). Und dann ist da noch das Porträt „Dancer of the Month“ – es ist eben jenem schon erwähnten Ivan Vasiliev gewidmet. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, was die jüngste „Dancing Times“ an News zu bieten hat. Link: www.dancing-times.co.uk

 

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