Unterhaltsame Geschichtslektion in Tanz, Musik und Gesang

Umoja aus Südafrika reißt im Admiralspalast von den Sitzen

Berlin, 08/12/2006

Der Premierenjubel im Admiralspalast wollte nicht enden. Darsteller aus den Szenen des zweiteiligen Programms beschworen im großen Finalbild nochmals, was die Stärke des rund 40 Künstler zählenden Ensembles ausmacht: Umoja, der Geist des Zusammenseins. Das Wort aus der Sprache der Xhosa, einem der vielen Stämme im schwarzen Südafrika, gab einer Kompanie den Namen, die authentisch wirkt, weil sie Leben bündelt. Todd Twala und Thembi Nyandeni, die Gründerinnen und Leiterinnen von Umoja, gestalten darin auch eigene Erfahrungen vom schweren Aufstieg als Tänzerinnen und Sängerinnen in einer weiß dominierten Gesellschaft.

Beide wurden in die unwürdigen Bedingungen der Townships hineingeboren, begegneten sich in der Schule, machten separat Karriere in schwarzen Musicals, trafen 1976 erneut zusammen – und entwickelten erste gemeinsame Shows. Aus ihnen erwuchs Umoja, feierte daheim, ab 2001 auch in England, Kanada, Holland Triumphe, bereist nun erstmals Deutschland. Für unterprivilegierte Jugendliche ist Umoja die Chance, dem Traum von Todd und Thembi nachzueifern: beengten Verhältnissen zu entfliehen, in Tanz, Musik, Gesang Geschichte und Gegenwart eines vielzüngigen Landes zu popularisieren, zu einer Stimme Südafrikas zu werden. Zweieinhalb vibrierende Stunden lang präsentieren bestens geschulte, sichtbar begeisterte junge Künstler einen Querschnitt ihrer Kultur.

Aller Platz vor den Podesten für die Trommler gehört den Tänzern und Sängern. Woran sich ein alter Mann erinnert, das zieht an den Zuschauern als bunter Fries vorüber, klammert Ethnien und Generationen. Am Anfang steht ein Bild dörflichen Lebens. Schon bei diesen ersten Liedern der Zulu und Xhosa beeindrucken Kraft und Schönheit des A-cappella-Gesangs. Burschen mit Schilden umtanzen bei ihrer Initiation einen Schamanen, Mädchen werden im Schlangentanz auf ihre Jungfräulichkeit geprüft, mit überschäumendem Temperament, blitzschnellen Beinwürfen, unnachahmlich flinkem Beckenschütteln.

Als die Männer in die großen Städte gehen, um Geld zu verdienen, bleibt zu Hause die Familie zurück. In Durban nehmen sie an Talentwettbewerben teil, im brodelnden Johannesburg brauchen sie spezielle Ausweise, werden von der Polizei gejagt und eingesperrt. Die Shebeens, illegale Kneipen, sind Zuflucht während der Apartheid und Keimzelle neuer Musikstile. Gospel und Spiritual erreichen das Land, die Jugend findet eigene Ausdrucksformen, kantig und eckig. Reißt etwa ein Tanz der Minenarbeiter mit ihren Stiefelrhythmen mit, so beeindrucken besonders die Gesänge, ob Gospel oder Friedenschorus. Selbst AIDS hat in einer nirgends folkloristischen, dafür humor- und lebensvollen Show einen Platz, die als Botschafter des befreiten Südafrika mitreißt.

 

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