Altes Palais und neuer Tanz

Wie sich EU-Vorsitzland Österreich künstlerisch in Brüssel präsentiert

Brüssel, 18/02/2006

Tanz von heute, dazu angewandte, vorwärts gerichtete österreichische Kunst aus der Zeit um 1900 - das machte in Brüssel großen Eindruck. Im Palais des Beaux Arts präsentierte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel das österreichische Kulturprogramm während des EU-Vorsitzes. Bereits im Entree beeindruckte die auf Plattformen getanzte „Sacre Material“-Choreografie von Christine Gaigg. Das Publikum wurde von Peter Noever, Direktor des Museums für angewandte Kunst/Gegenwartskunst (MAK), durch die Schau „Der Preis der Schönheit. Die Wiener Werkstätte und das Palais Stoclet“ geführt - eine von Heimo Zobernig für Brüssel neu gestaltete Ausstellung. Heftig diskutiert wurde dabei nach einem Appell von Noever die von vielen Seiten angeregte Öffnung des in Privatbesitz befindlichen, aber unbewohnten Palais Stoclet, ein Meisterwerk von Josef Hoffmann in Brüssel.

Dem MAK kommt mit der Schau, die in ähnlicher Form vor mehreren Jahren in Wien lief, ein besonderer Stellenwert im ausführlichen Österreich-Programm in Brüssel zu. Dieses wird u.a. auch von den Wiener Philharmonikern und vom Theater im Bahnhof Graz mit dem Jelinek-Stück „Burgtheater“ bestritten. Durch das gesamte EU-Kultur-Programm ziehen sich Aufführungen zeitgenössischen Tanzes, der in Europa seit Jahren explodierenden Kunstform, die vor allem in Brüssel (mit den Ensembles von Rosas, Vandekeybus, Fabre) besonders blüht. Österreichischer Tanz ist in Brüssel nicht unbekannt. So dicht wie in den kommenden Wochen aber ist er noch nicht vorgestellt worden. Kuratiert hat die Präsentation ImPuls-Tanz-Chef Karl Regensburger. „Es ist wichtig, den Tanz mehr und mehr im Selbstverständnis eines Landes zu positionieren.“ Gastspiele von Christine Gaigg, Chris Haring, Willi Dorner, Milli Bitterli, Saskia Hölbling, Philipp Gehmacher und Superamas sind ein Aushängeschild für Österreich. Finanziert wird diese Reihe „Dance Austria AT Brussels“ wie das gesamte Programm aus Sondermitteln des Kanzleramtes. Kunststaatssekretär Franz Morak: „Je digitaler, je virtueller die Welt wird, desto stärker wird die Sehnsucht nach Körperlichkeit.“ Tanz, Musik und Bildende Kunst bräuchten keine Übersetzung. Sie seien ideale Botschafter. In diesem Sinne hat Morak auch eine repräsentative Tanz-Kooperation mit dem Suzanne Delall-Dance-Center in Tel Aviv im kommenden Sommer vor. Zur Tanzförderung in Österreich meinte Morak, dass er Initiativen wie jene des choreographic centre linz, das von null aufgebaut worden ist, jederzeit auch in anderen Bundeshauptstädten unterstützen wird.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

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