Vielfalt der Handschriften

Berliner Studenten choreografieren fürs Vordiplom

Berlin, 29/06/2004

Es konnte sich sehen lassen, was die Sechs am Ende ihres vierten Semesters als Vordiplombeleg auf die Bühne der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, kurz bat, stellten. Die an der Hochschule angesiedelte Choreografenausbildung hat wieder einen hoffnungsvollen Jahrgang, freute sich Professor Dietmar Seyffert über die vielfältigen künstlerischen Handschriften der Prüflinge. Im Umgang mit dem Raum, im Wechsel zwischen Attacke und Sanftheit, Gruppe und Solo sowie von der Erfindungskraft her rangierte Sandra Peuthert vorn. Ihr Titel „Ich gehe mit dir...“ verspricht eine Gemeinsamkeit, die der Tanz Szene um Szene hinterfragt, raffiniert auflöst. Unpersönlich und aus verschiedenen Richtungen stoßen die exzellenten Interpreten Gundula Peuthert, Elena Sommer und Stojan Kissiov aufeinander, leben in einem emotionalen Bewegungsgeflecht Begehren, Ablehnung, Trennung aus - intensiv, originell, virtuos.

Betont unrund, dafür eigenwillig und prägnant wirkt, was Tim Plegge seinem Männerquartett, mit einem schlangengliedrigen Mario Hernandez, verordnet, als es seine enge „Welt Hinter Glas“ endlich verlassen darf. Tierhafte, lauernde Kreaturen mit bandagierten Leibern gleiten, zucken, hecheln, robben über den Boden. Gegen die herkömmliche Ästhetik tanzen sie ruckhaft an, derweil die Musik von „Somewhere over the rainbow“ schwärmt. Vom Aquarium in ein ungewisses Außen - ein Stück spannend absurden Tanztheaters, mit Betonung auf Tanz.

Den bot Francisco Sánchez, passend zum parallel stattfindenden CSD, mit dem klassisch basierten Duett „Fragilité“um eine sich outende, ihre Isoliertheit besiegende Frauenbeziehung, dicht gewebt, zärtlich empfunden, überzeugend getanzt. Ein Hauch von freier Szene - zuviel gut gemeinte Idee, zuwenig adäquate, nachvollziehbare Umsetzung, schwach getanzt - überwehte Stefanie Schröders Sextett „Momental“, Tina Weilers Quintett „EinBlick“, Michael Jaguschs folkloristisch inspiriertes Trio „nichts ist, wie es war“: Gestalten aus der Zeitung bedrängen in unklarer Konstellation devot eine Frau; eine gewaltige, fahrbare Konstruktion aus Schließfächern als menschlichem Gehäuse wird durchlässig und offenbart die extremen Bewohner; dörfliches Leben zu Csárdás-Klang entpuppt sich als unheil und brüchig - dies die engagiert verfochtenen Themen.

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