Im Taumel des Alkohols

„Sophie“ – ein beschwipst-fulminantes Tanz- und Jongliersolo von Hans Hof Ensemble-Mitglied Andreas Denk

München, 08/11/2004

Sophie ist eine Fotografie. Sie hängt an der Wand einer mit Latten zugestellten Schreinerwerkstatt und steht für die Vergangenheit. Tempi passati eines Mannes, dessen Leben sich nur mehr zwischen den Relikten seines früheren – erfüllteren? – Daseins und den Schnapsstamperln der Gegenwart abspielt. Nur langsam schält er sich aus dem Laken auf seiner Pritsche aus mobilen Brettern, an denen er seine ganze ihm verbliebene Geschicklichkeit ausspielen kann.

In der unglaublichen Leichtigkeit des Suffs torkelt und springt er durch den Raum, greift im Schlitterschritt nach der Zahnpasta, schlüpft verschmitzt in den Socken und beendet die morgendliche Ankleidungsorgie mit dem Blick in eine Spiegelscherbe. Der Kamm, der steckt in einer Geige und erst das Drehen am Schleifstein bringt seinen Samowar zum Dampfen. Was er auch macht, es beginnt und endet mit dem Schluck aus der hochprozentigen Flasche und lässt die Arbeit an der Werkbank zum Jonglierakt geraten. Schwerelos wirbelt er den Hammer durch die Luft und trifft – wider Erwarten – den Nagel auf den Kopf. Immer ausgefeilter werden seine mal zum geschäftigen Schuhplattler mal zum imaginären russischen Volkstanzfurioso tendierenden Tanzeinlagen, die von wimmernder Stille, besinnlichem Absacken und einem hitzigen Monolog konterkariert werden. Nasdrovje!

Nach einer guten halben Stunde fliegt ein Glas Richtung Fotografie und die langsame Vernichtung der Seele spiegelt sich im Dominoeffekt der fallenden Requisiten wider. Das Tagewerk in Form eines kleinen Sargs, der unter seinem Deckel nichts als ein Schnapsglas begräbt, ist vollbracht und Solist Andreas Denk entschwimmt in eine dämmrige Zukunft ohne Perspektiven. Ein grandioses Zuschauervergnügen!

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