Drei Jahre koeglerjournal

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Stuttgart, 13/04/2004

Na ja, so ganz stimmt es nicht mit dem Datum. Ich bin jetzt rein per Zufall darauf gestoßen: die erste Ankündigung, „Ein Wort vorweg“, erschien am 31. März 2001 – und das erste richtige koeglerjournal berichtete über Joachim Schlömers „Senza Fine oder als Rimini noch schön war“ in Basel. Drei Jahre, das ist inzwischen ein dicker Ordner, randvoll gefüllt mit kjs, so voll, dass am 1. Januar 2004 bereits ein neuer angelegt werden musste – und der bietet auch schon wieder 37 kjs. Nicht etwa, dass ich mir etwas einbildete auf die Fülle der kjs – aber ein bisschen stolz bin ich schon, besonders über die aktuelle Berichterstattung so vieler Ereignisse, die von den großen Zeitungen weitgehend ignoriert und selbst in den Fachzeitschriften nur zum Teil referiert worden sind.

Denn der 2001 monierte „alarmierende Rückgang der Tanzberichterstattung“ hat sich inzwischen ja noch beschleunigt. Jüngstes Beispiel: die Stuttgarter Premiere mit drei Uraufführungen von Mauro Bigonzetti, Itzik Galili und Douglas Lee am Gründonnerstag ist in den Ostersamstag-Ausgaben der drei überregionalen deutschen Zeitungen, also der Frankfurter Allgemeinen, der Welt und der Süddeutschen Zeitung, noch nicht besprochen worden (und heute, am Dienstag nach Ostern ebenfalls nicht), dafür aber der neue „Parsifal“ in Wien und der neue „Peer Gynt“ in Berlin. Was wieder einmal zu beweisen scheint, welch einen geringen Stellenwert die deutschen Feuilleton-Chefs dem Tanz zuzugestehen willens sind. Aber verhält es sich mit den Fachzeitschriften anders – den beiden seriösen, die wir haben, dem in Berlin erscheinenden „europe´s leading dance magazine“ und dem dicken bayerischen Zweimonats-Magazin aus München?

Weder hier noch dort habe ich eine angemessene Würdigung der Bedeutung des Hamburger einwöchigen Gastspiels im St. Petersburger Mariinsky-Theater gelesen – das doch den russischen Kritiken zufolge wichtiger eingestuft worden ist als die nachfolgenden Besuche des Londoner Royal Ballet und des New York City Ballet. Und zumindest im April-Heft beider Zeitschriften ebenfalls noch keinen Bericht über die triumphale Forsythe-Premiere am 5. März im gleichen Haus (auch in den deutschen Zeitungen nicht – was umso verwunderlicher ist, da die FAZ sonst doch über alle wichtigen Premieren in Moskau und St. Petersburg berichtet). Aber wahrscheinlich liegt der Fehler bei mir, dass ich mich noch immer darüber wundere, wo doch die FAZ die „Don Quixote“-Premiere einer Dame namens Pietragalla in Marseille für wichtiger hält als die Uraufführung von John Neumeiers abendfüllendem „Tod in Venedig“-Ballett in Baden-Baden/Hamburg. Nun haben wir natürlich alle unsere persönlichen Vorlieben und Voreingenommenheiten – doch bei dem inzwischen so stark limitierten Informationsangebot in Sachen Tanz frage ich mich immer häufiger nach der Fairness gewisser Kollegen in puncto Gewichtung einzelner Ereignisse.

Doch mindert das nicht im mindesten meine Lust, mich mit dem koeglerjournal überall einzumischen, wo ich es für geboten halte – obwohl ich gern zugebe, dass auch ich meine bestimmten Vorlieben habe, für die das kj das absolut ideale Forum bietet. Wobei ich mich ausdrücklich für die fabelhafte Betreuung durch meine beiden editorischen Schutzengel in München und Waiblingen bedanken möchte, zumal da ich immer wieder große technische Schwierigkeiten bei der Übermittlung meiner Texte habe. Was ich mir indessen wünschte, wäre eine lebhaftere Kommentierung meiner kjs durch die „User“, wobei ich ausdrücklich dazu einlade, auch kontroverse Meinungen zu äußern. Zum Schluss dieser Zwischenbilanz noch das Bedauern, dass uns in den drei Jahren zwei von mir sehr geschätzte „Netzwerker“ verloren gegangen sind: Horst Vollmer, der mich seinerzeit auf diesen Seiten so warmherzig vorgestellt hat, und der sich leider inzwischen so ganz ausgeklinkt hat aus unserer Zusammenarbeit – und, ganz und gar unfreiwillig, der so fabelhaft professionelle und kompetente Bernd Krause, dessen andere Meinung ich immer als ausgesprochen komplementär zu meinen eigenen Ansichten respektiert habe.

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