Zwanzigster Todestag von Max Niehaus

oe
Stuttgart, 08/04/2001

Erinnert sich heute überhaupt noch jemand an den vor zwanzig Jahren verstorbenen Doyen der Münchner Ballettpublizisten, der so ganz und gar kein Kritiker war oder sein wollte, sondern ein lediglich dem Ballett mit Haut und Haar verfallener Liebhaber?

Kein Besuch damals in München, ohne Abstecher bei ihm in seiner mit Kunstgegenständen vollgestopften Wohnung in der Tengstraße am Hohenzollernplatz (mit einem Jawlensky als Glanzstück seiner Sammlung). Diaghilews Ballets Russes hatten ihn quasi ballettprogrammiert, er kannte Cocteau und war mit unzähligen jungen Tänzern befreundet, die alle größten Wert darauf legten, in seinen Nymphenburger Ballettkalendern oder in einem seiner zahlreichen Bücher zu erscheinen. Besonders hatten es ihm die Amerikaner vom New York City Ballet angetan – aber auch den deutschen (Heinz Bosl, Peter Breuer, Winfried Krisch) war er ein väterlicher Freund.

Der Mann war die personifizierte Ballettkultur (und ein ausgepichter Weinkenner, der immer einen exquisiten Tropfen bereithielt und von mir zu seinem neunzigsten Geburtstag einen Chateau d´Yquem geschenkt bekam). Wen habe ich nicht alles durch ihn und bei ihm kennengelernt! Wenn ich allein an die damaligen älteren Kollegen zurückdenke, von denen jeder ein Original war: Axel Kaun, Georges Chapowalenko, der Graf zu Wied, Otto Friedrich Regner... Tempi passati!

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