Der Film „Moulin Rouge“

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Stuttgart, 30/10/2001

Ach ja, der (die, das?) Moulin Rouge ist auch nicht mehr, was er (sie, es?) einmal war – nicht das Original von 1889, und schon gar nicht der Film von 2001! Doch der hat einen berühmten Vorgänger, Jahrgang 1952, Regie John Huston, Dance Director (ein Choreograf wird nicht genannt) William Chappell III – offenbar um ihn nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen Ballet-Rambert-Tänzer und Designer, mit José Ferrer in der Hauptrolle als Toulouse-Lautrec und Zsa Zsa Gabor als Jane Avril, Musik von Georges Auric. Der suggerierte doch zumindest das Pariser Klima der Belle Époque – mit hinreißenden Tanzsequenzen.

Der neue Film des Australiers Baz Luhrmann ist nicht so sehr eine Hommage an den legendären Pariser Nachtclub des Fin de siècle, sondern eine onanistische Feier des Regisseurs, der sich nicht genug bekommen kann im Erfinden immer neuer, immer spektakulärerer Effekte, immer rasanterer Schnitte, bis einem schwarz vor den Augen wird und man gar nicht mehr hinsehen mag (die Ohren hat man sich schon vorher zugestopft, um sich gegen die crescendierende Bedröhnung zu schützen). Wie war doch gleich die Eingangssequenz mit dem Can-Can 1952 so ganz hin- und mitreißend.

Diesmal ist der Tanz, sind die Tänze, ist die ganze Tanzerei total verhackstückt – als wenn der Regisseur, der Kameramann und der Choreograf (John O´Connell – wer ist der?) sich vorher mit Ecstasy vollgestopft hätten. Alles ist künstlich an diesem Film – inklusive der Hauptdarstellerin Nicole Kidman als Verschnitt aus Kameliendame, Marlene Dietrich, Marilyn Monroe und Madonna. An die großen Tanz-Musical-Filme der Vergangenheit, an Busby Berkeley, Fred Astaire und Gene Kelly darf man gar nicht denken – und auch nicht an „Billy Elliot“ und seinen Charme. Ein Film für die Verächter der Tanzkunst!

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