Märchenhaft

Stefano Giannetti: „Die Schöne und das Biest“ am Pfalztheater

Kaiserslautern, 22/02/2012

Vielfach variiert, haben Musical- und Filmadaptionen den Stoff von „Die Schöne und das Biest“ populär gemacht. Ein Meisterwerk ist die filmische Umsetzung des traditionellen Volksmärchens mit französischen und italienischen Wurzeln, die bis ins 16. Jahrhundert reichen, durch den Surrealisten Jean Cocteau (1889-1963). Einen Teil der Faszination bezieht Cocteaus poetischer Film „La belle et la bête“ (1946) aus der Musik des Komponisten Georges Auric (1899-1983). Einen weiteren Teil aus der Rückbesinnung auf Kindertage: „In der Kindheit glaubt man, was einem gesagt wird, und zweifelt an nichts. Ein bisschen von dieser Naivität erbitte ich mir von Ihnen und sage die drei magischen Worte, das wahre Sesam-öffne-dich unserer Kindheit: Es war einmal“, so Jean Cocteau.

Das Pfalztheater-Ballett Kaiserslautern, allen voran Ballettchef Stefano Giannetti, schildert das Märchen in etwa so: Es war einmal ein Vater, der hatte einen Sohn und drei Töchter. Die Jüngste war nicht nur besonders schön, weshalb sie Belle genannt wurde, sie war auch besonders hilfsbereit. Auf Reisen gerät der Vater in ein Schloss, wo er seltsamen Geisterwesen und einem Ungeheuer begegnet. Als er vor der Abreise eine Rose im Schlossgarten pflückt, verwelken alle anderen Blumen. Ein Frevel, der nur gut zu machen ist, wenn der Vater dem Ungeheuer eine seiner Töchter überlässt. Im Vertrauen auf den Vater gibt ihm das Ungeheuer sein schnellstes Pferd mit auf den Weg...

Giannetti, der dem Original der Filmmusik so natürlich, traumwandlerisch und elegant folgt, als habe Auric die Musik für das Pfalztheater-Ballett maßgefertigt, steht als Choreograf (und ehemaliger Tänzer bei John Neumeier) in der Cranko-Tradition: Lebendig, stringent und fantasievoll entwickelt er die Handlung, zieht einen Spannungsbogen über 70 Minuten, der, ganz klassisch, in einem zarten, großen Finale des Duos Belle und Bête ausklingt. Giannettis Commedia dell'Arte-Humor kommt zudem der Charakterisierung der koketten Schwestern zugute; mit Raffinesse und Spielwitz versuchen sie die Aufmerksamkeit des Liebhabers auf sich zu lenken und können ihre Schadenfreude kaum bändigen, wenn Belle sich auf den Weg zum Ungeheuer begibt.

Ob Gabriella Limatola als ausdrucksvolle Belle, Sobir Utabaev in der changierenden Doppelrolle Liebhaber/Ungeheuer, Flavia Samper und Laure Courau als komische Schwestern, Daniel Abbruzzese als Vater sowie Kei Tanaka als sprungstarkes Pferd und Eleonora Fabrizi als klassizistische Jagdgöttin Diana, das gesamte Ensemble fasziniert nicht nur tänzerisch und im Zusammenspiel, sondern überzeugt auch schauspielerisch, samt mimisch-gestischer Details. Märchenhaft schön, zum Greifen nah und stimmig bis in Kostüme und Dekor (Ausstattung: Antje Adamson) geht einem bei dieser Inszenierung im Kammerformat das Kinderherz auf. Fazit: Sehenswert, familienfreundlich und gastspieltauglich.

 

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