Deutscher Tanzpreis an Egon Madsen

Tanzpreis Zukunft an Eric Gauthier und Daniel Camargo

Essen, 24/11/2010

Alle drei Auszeichnungen des Deutschen Tanzpreises gehen in diesem Jahr nach Stuttgart: Egon Madsen, der große Star der Stuttgarter Kompanie unter Kompaniegründer John Cranko, wird für sein tänzerisches Lebenswerk geehrt. Eric Gauthier erhält den Tanzpreis Zukunft für Choreografie, der Tanzpreis Zukunft geht an Daniel Camargo vom Stuttgarter Ballett. Der Deutsche Tanzpreis wird vergeben vom Verein zur Förderung der Tanzkunst in Deutschland e.V. unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert in Gemeinschaft mit dem Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik e.V.
Egon Madsen wurde 1942 auf der Insel Fünen (Dänemark) geboren. Zum Stuttgarter Ballett kam er 1961; dort ernannte ihn John Cranko schon ein Jahr später zum Solotänzer. In Stuttgart schrieb Egon Madsen Ballettgeschichte – als eine der legendären Persönlichkeiten, mit denen das Stuttgarter Ballett Weltruhm erlangte. Egon Madsens herausragende tänzerische und schauspielerische Talente sowie seine Wandlungsfähigkeit inspirierten zahlreiche Choreografen, allen voran John Cranko. Dieser schuf für ihn Rollen wie die des Lenski in „Onegin“, Prinz Siegfried in „Schwanensee“, Don José in „Carmen“, Gremio in „Der Widerspenstigen Zähmung“ oder Graf Paris in „Romeo und Julia“. Nach Crankos frühem Tod 1973 wurde die Zusammenarbeit mit anderen Choreografen intensiver, unter anderem mit Glen Tetley, Kenneth MacMillan und John Neumeier. Zu Egon Madsens Partnerinnen zählten die berühmten Ballerinen Marcia Haydée, Margot Fonteyn, Gelsey Kirkland, Lynn Seymour, Eva Evdokimova, Anita Cardus und Lucia Isenring, mit der er seit 1980 verheiratet ist. 1981 übernahm Egon Madsen die Leitung des Balletts in Frankfurt. Es folgten die Berufungen zum Königlich Schwedischen Balletts in Stockholm und zum Teatro Communale in Florenz. 1990 holte ihn Marcia Haydée als Ballettmeister und späteren stellvertretenden Ballettdirektor zum Stuttgarter Ballet zurück.
1999 betrat Madsen nach langer Pause wieder die Bühne: Er folgte einer Einladung Jiří Kyliáns zum Nederlands Dans Theater III, der weltberühmten Truppe von Tänzern über 40. Von 2000 bis 2007 hatte er dort die Künstlerische Leitung inne und inspirierte als Tänzer zudem erneut Choreographen wie Jiří Kylián, Robert Wilson, Mats Ek, Meryl Tankard und Paul Lightfoot. Im September 2007 feierte Egon Madsen an der Seite von Eric Gauthier einen „Sensationserfolg” (ballet-tanz) am Theaterhaus Stuttgart in Christian Spucks „Don Q., Eine nicht immer getanzte Revue über den Verlust der Wirklichkeit“, das 2008 und 2009 durch Europa und Asien tourte. 2009 kreierte Eric Gauthier das Stück „M.M.“ für Egon Madsen, eine Hommage an den berühmten französischen Pantomimen Marcel Marceau. Die Uraufführung von M.M. fand am Grand Théâtre de Luxembourg statt und war seitdem am Theaterhaus Stuttgart und an weiteren Theatern in Deutschland zu sehen. Seit 2009 ist Egon Madsen Company Coach von Gauthier Dance und als Gastdozent weltweit tätig. In „Out of the Box II“, dem neuen Programm von Gauthier Dance, tritt Egon Madsen wieder zusammen mit Eric Gauthier auf: in Gauthiers „Dear John“, einer Homage an John Cranko.
Innerhalb von drei Jahren gelang Eric Gauthier der große Sprung vom charismatischen Publikumsliebling des Stuttgarter Balletts zum international gefragten Choreografen und Künstlerischen Leiter seiner eigenen Truppe, Gauthier Dance // Dance Company Theaterhaus Stuttgart. Die erste Premiere von Gauthier Dance, „Six Pack“, im Januar 2008 war der Auftakt für drei außerordentlich erfolgreiche Jahre. Die Kompanie präsentiert nicht nur Werke international renommierter Choreographen wie Mauro Bigonzetti, William Forsythe, Jiří Kylián, Itzik Galili, Paul Lightfoot/Sol Léon und Hans van Manen, sondern auch Gauthiers eigene Stücke, darunter „M.M.“ (2009) und „Orchestra of Wolves“ (2009). Es sind vor allem diese beiden Produktionen, für die Eric Gauthier nun mit dem Deutschen Tanzpreis »Zukunft« ausgezeichnet wird. Darüber hinaus hat Gauthier Gastchoreografien für das Staatsballett Berlin, das Ballett des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken und das Scapino Ballet Rotterdam entwickelt und ist als Tänzer und Choreograf auf internationalen Galas von Dortmund bis München und zwischen Houston, Madrid und Seoul gefragt. Christian Spucks „Poppea//Poppea“, das erste abendfüllende Handlungsballett bei Gauthier Dance, wurde von der britischen Fachzeitschrift Dance Europe unter den 10 weltweiten Top-Produktionen der Saison 2009/10 geführt. Der Deutsche Tanzpreis Zukunft geht in diesem Jahr an Daniel Camargo vom Stuttgarter Ballett. Der 19-Jährige war in der Spielzeit 2009/10 von Ballettintendant Reid Anderson von der John Cranko Schule direkt ins Corps de Ballet übernommen worden. „Ich bin wahnsinnig stolz auf Daniel!“, freut sich Anderson. „Er ist zwar sehr jung, aber ein überaus talentierter Tänzer, von dem wir sicherlich noch viel hören werden.“ Daniel Camargo wurde in Sorocaba, Brasilien, geboren. Er erhielt seinen ersten Ballettunterricht an einer privaten Schule und besuchte von 2000 bis 2005 die Tanzschule des Teatro Guiara in Curitiba, Brasilien. Im Jahr 2005 entdeckte Tadeusz Matacz, Direktor der John Cranko Schule, Daniel Camargo beim Ballettwettbewerb Youth America Grand Prix und lud ihn ein, seine Ausbildung in Stuttgart fortzusetzen. Von 2005 bis 2009 studierte Daniel Camargo an der John Cranko Schule, u.a. bei dem weltberühmten Tanzpädagogen Petr Pestov, ehemals Lehrer an der Bolshoi Ballettschule in Moskau. Daniel Camargo schloss seine Ausbildung im Juli 2009 ab und tanzte bei der Schuljahresabschlussvorstellung das technisch und darstellerisch extrem anspruchsvolle Solo „Notations I – IV“, welches Uwe Scholz 1996 einst für Vladimir Malakhov kreiert hatte. Mehrere Choreografen haben schon Rollen für Daniel Camargo kreiert, darunter die Choreografen Wayne McGregor in „Yantra“ und Jorma Elo in „Red in 3.“. Marco Goecke, Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts, kreierte ebenfalls eine Rolle in „Orlando“ für Daniel Camargo, außerdem Bridget Breiner in „Letters of Others“ sowie David Moore in „Meridian“. www.theaterhaus.com www.stuttgart-ballet.de

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