Sara Lanner: „Weaving Infrastructures”

Sara Lanner: „Weaving Infrastructures” mit Andrea Gunlaugsdóttir, Sara Lanner und Hyeji Nam

In Raum und Zeit verloren

„Weaving Infrastructures“ von Sara Lanner als Uraufführung im brut nordwest Wien

Angekündigt war die Erforschung von Räumen sowie Infrastrukturen und deren Wirkung auf den Menschen. Das Ergebnis ist vor allem minimalistisch und wiederholungsreich und führt zu einer Hüpfburg. Reicht das?

Wien, 25/01/2024

Die Performance beginnt im Foyer, nachdem das Publikum Platz genommen hat. Der traditionelle Bühnenraum ist aufgebrochen, die Gäste sitzen sich gegenüber. Räumlich könnte man das Foyer auch als Seitenbühne bezeichnen, die allerdings nicht voll einsehbar ist. Mit einer kurzen Schritt-Sprung-Kombination, die unzählige Male wiederholt und in der Geschwindigkeit variiert wird, bewegen sich die drei Tänzerinnen Andrea Gunlaugsdóttir, Sara Lanner und Hyeji Nam auf die Bühne, wobei es für sie – ganz im Labanschen Sinne – kein dezidiertes Vorne gibt.

Endlich gibt es eine choreografische Veränderung, die allerdings nur kurz ist, und schon wird wieder zur anfänglichen Schritt-Sprung-Kombination zurückgegangen. Dieses Spiel wiederholt sich drei Mal. Beim dritten Mal merkt man, dass manche im Publikum schon mitmachen könnten. Leider fehlt allen drei die Bühnenpräsenz, um durch die Repetition eine meditative Sogwirkung entstehen zu lassen. Vielmehr wirken sie in der Choreografie und im Raum verloren. Die nächste Sequenz fühlt sich an wie eine Stunde in Contact Improvisation. Fast lehrbuchhaft wird hier das Übertragen von Gewicht auf andere Körper gezeigt.

Soundcollage und Kartonplatten

Peter Plos hat eine Soundcollage aus Klängen und Erzählungen geschaffen. Doch die Texte stehen in keinem Zusammenhang mit dem Geschehen auf der Bühne. Im Lauf der Performance nehmen die Tänzerinnen die weißen Kartonplatten, die links und rechts von der Decke hängen, und beginnen diese mit viel Kraft zu knicken. Die dabei entstehenden Geräusche werden aufgenommen und verstärkt. Immer wieder verschwinden die Tänzerinnen im Foyer, lassen ein ratloses Publikum zurück. Zum Schluss wird im Foyer eine Hüpfburg aufgeblasen. Dass dies nach knapp fünfzig Minuten der dramaturgische Schluss sein soll, wird vom Publikum nicht erkannt. Und zur Enttäuschung mancher Zuschauer*innen wird während des Verbeugens bereits wieder die Luft aus der Hüpfburg gelassen.

Schade, dass es nicht geschafft wurde, aus einer spannenden theoretischen Grundidee, nämlich dem Einfluss von Räumen und Infrastrukturen auf uns, ein spannendes Stück zu machen. Teilweise war es interessanter, die gegenübersitzenden Zuschauer*innen zu beobachten als die Tänzerinnen.

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