„Künstliche Intelligenz - K.I.nd of human“ von Roberta Pisu & Arcis Saxophon Quartett

Was kann Künstliche Intelligenz?

Roberta Pisus „Künstliche Intelligenz - K.I.nd of human“ wurde in Münchens ehemaliger Reithalle „Utopia“ vom Publikum gefeiert

Pisus Performance zeigt, dass K.I. eine Inspirationsquelle für alle Künste sein kann.

München, 16/09/2022

Die Frage, ob Kunst ohne den Menschen möglich ist, lässt sich zur Zeit wohl noch mit einem Nein beantworten. Dieses Phänomen des Verdrängungswettbewerbes wurde seinerzeit diskutiert, als das elektronische Buch auf dem Markt kam und man befürchtete, das herkömmliche Buch aus Papier würde in der Versenkung verschwinden, was sich glücklicherweise als Irrtum erwies. Technik, künstliche Intelligenz - Fluch oder Segen? Darum geht es in dieser kontrastreichen wie ungewöhnlichen und ausdrucksstarken Choreografie von Roberta Pisu in der ehemaligen Reithalle UTOPIA in München mit zwei Tänzerinnen, zwei Tänzern und vier Saxophonisten, dem „Arcis Saxophon Quartett“.

Eröffnet wird die Performance mit einer Installation, die viele Interpretationen zulässt, was überhaupt das Spannende und immer wieder das Inspirierende an diesem Abend ist.

In einem weißen, nach allen Seiten offenen Krankenhausbett oder papamobilähnlichem Gefährt liegt eine hautfarben gekleidete Tänzerin, die nicht nur mit einer weißen Flüssigkeit übergossen wurde, sondern sich mit zunächst ruckartigen, gekünstelten, im Verlauf fließenden Bewegungen dem Betrachter zuwendet und später - wie „Alexa“ - den Zuschauer zur eigentlichen Aufführung leitet. „Alexa“ ist die künstliche Intelligenz, ein elektronischer Sprachassistent, der aus einer Software aus Fragen und Wünschen von Nutzern ständig dazulernt und diese Erkenntnisse auch mit allen Anwendern teilt, wie es in einer Definition von „Homesmart“ sinngemäß heißt. In dieser Choreografie wirkt „Alexa“ wie eine Nixe besonders dann, wenn sie durch ihren Lernfortschritt Wellenbewegungen zeigt. Bemerkenswert in dieser Kreation „K.I.nd of human“ ist auch die Rolle der vier Musiker*innen: Als fester Bestandteil der Choreografie, begleiten sie nicht nur musikalisch die Tänzer*innen, sondern auch in Bewegung oder bilden eine (Klang)Kulisse. Das Thema Kohlensäure haben die Musiker*innen wörtlich genommen, indem sie mit ihren Instrumenten in jeweils eine mit Wasser gefüllten Glasschüssel hineinblasen, um es salopp zu formulieren, ihre Töne hineinblubbern - klanglich und optisch ein lustiger Einfall, der per Mikrofon und kompositorisch durch elektronische Klänge aus dem Hintergrund verstärkt wird.    

Ganz in Weiß und auf Strümpfen vor dunkler Kulisse tanzen die vier Tänzer*innen, oftmals akrobatisch, auf einer großen rechteckigen weißen Fläche Gefühle, sogar so etwas wie Walzerklänge sind zu hören, die das grelle, weiße Licht etwas milder erscheinen lassen. Bei der Darstellung von Gewaltszenen, teils in Zeitlupe, was eine besondere Körperbeherrschung abverlangt, verhärten sich nicht nur die Klänge, werden schrill und dissonant, bis hin zu Vierteltonreibungen, bevor sie in ruhige, harmonische Melodien im positiven Sinne dahinplätschern, wenn sich die Emotionen beruhigen. Präsentiert wird ein Spiel der Gegensätze, charakterisiert von Spannung und Entspannung, was sich durch die gesamte Vorstellung hindurchzieht. Dabei geht es nicht nur um den Kontrast Mensch und Künstliche Intelligenz. Thematisiert wird in dieser bemerkenswerten Kreation auch das menschliche Bewusstsein mit seinem Körperbewusstsein, das die Künstler*innen dem Publikum eindringlich vor Augen führen. Dass die künstliche Intelligenz nur Inspirationsquelle sein kann, wird an diesem Abend im perfekten Zusammenspiel aller Künste deutlich. Mit anhaltendem - echtem - Applaus werden die Akteure belohnt.

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern