Alle Fragen offen
Johanna Faye und Saido Lehlouh mit „Earthbound“ bei FOKUS TANZ #8 auf Kampnagel in Hamburg
Hamburg, 27/02/2022
Wortgewaltig wurde der Abend angekündigt: „Mit dem Spektrum des Hip-Hop-Tanzes von Free Jazz bis Elektro feiert EARTHBOUND den Reichtum einer rebellischen Untergrundszene“, hieß es in der Programmvorschau der Kampnagelfabrik. Johanna Faye und Saido Lehlouh, die Ko-Leiter*innen des Centre Chorégraphique National in Rennes haben dieses einstündige Werk für sechs Personen erschaffen.
Los geht’s mit zwei einsamen Mischpulten auf leerer, nach zwei Seiten geöffneter Bühne, die nacheinander in Betrieb genommen werden. Eine gleichbleibende Tonfolge ertönt, immer wieder elektronisch verfremdet. Eine ganze Zeit lang passiert erst mal gar nichts. Erst nach und nach kommen einzelne Tänzer*innen auf die Szenerie und bewegen sich zusammenhanglos vor sich hin. Plötzlich huscht eine Gestalt im grauen Hoodie vor der ersten Reihe entlang. Ein zu spät kommender Gast? Nein, wie sich gleich herausstellt, denn der Hoodie wuselt noch ein paarmal über die Bühne, bis sich schließlich ein Tänzer herausschält. Wer das ist, bleibt unklar, denn es gibt keinen Programmzettel, aus dem Näheres zu entnehmen wäre wie beispielsweise, wer die beiden Männer sind, die die Mischpulte steuern oder wie der Werdegang der vier Tänzer*innen ist, die sich da in den folgenden gut 50 Minuten produzieren.
Die beiden Männer und Frauen tun das in einem nicht näher zu definierenden Stil – es sind durchaus Anklänge an Hip-Hop und Streetdance zu erkennen – und doch wieder nicht. Allen gemeinsam ist das Bemühen, sich kunstvoll in alle nur möglichen Richtungen zu verrenken, zu verdrehen, zu verschrauben. Sie tun das mal ganz alleine, mal in Konfrontation mit einem oder einer Zweiten, hin und wieder verkeilt man sich sogar ineinander. Raumgreifend verbreiten sie sich über die Bühnenfläche, gehen manchmal auch in einen Bewegungs-Dialog mit den Mischpult-DJs oder sie kreiseln alleine um sich selbst.
„In der choreografisch wie symbolisch angelegten Heterogenität der Tanzstile stellt sich am Ende die allumfassende Frage, was uns alle zusammenhält“, heißt es in der Ankündigung auf der Website der Kampnagelfabrik. Tja – was hält uns zusammen? An einem Tag, an dem die Welt auseinanderflog – wenige Stunden zuvor hatte Putin den Einmarsch in der Ukraine angeordnet – ist das sicher eine global relevante Frage, und man hätte sich gewünscht, dass gerade in der Kampnagelfabrik im Rahmen einer solchen Vorstellung in irgendeiner Art und Weise ein Zeichen gesetzt worden wäre.
Auch worin denn nun die Heterogenität der Tanzstile bestanden hat, ließ sich nicht wirklich ausmachen. Die elektronischen Geräusche verklingen, zwei Gestalten rollen ineinander verschränkt zum Treppenaufgang der Tribüne, zwei weitere verschwinden in den Kulissen, während die Männer an den Mischpulten den Schalter auf „aus“ drehen und das Licht verlöscht. Wie sagte einst Bert Brecht in „Der gute Mensch von Sezuan“: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen – den Vorhang zu und alle Fragen offen.“
Los geht’s mit zwei einsamen Mischpulten auf leerer, nach zwei Seiten geöffneter Bühne, die nacheinander in Betrieb genommen werden. Eine gleichbleibende Tonfolge ertönt, immer wieder elektronisch verfremdet. Eine ganze Zeit lang passiert erst mal gar nichts. Erst nach und nach kommen einzelne Tänzer*innen auf die Szenerie und bewegen sich zusammenhanglos vor sich hin. Plötzlich huscht eine Gestalt im grauen Hoodie vor der ersten Reihe entlang. Ein zu spät kommender Gast? Nein, wie sich gleich herausstellt, denn der Hoodie wuselt noch ein paarmal über die Bühne, bis sich schließlich ein Tänzer herausschält. Wer das ist, bleibt unklar, denn es gibt keinen Programmzettel, aus dem Näheres zu entnehmen wäre wie beispielsweise, wer die beiden Männer sind, die die Mischpulte steuern oder wie der Werdegang der vier Tänzer*innen ist, die sich da in den folgenden gut 50 Minuten produzieren.
Die beiden Männer und Frauen tun das in einem nicht näher zu definierenden Stil – es sind durchaus Anklänge an Hip-Hop und Streetdance zu erkennen – und doch wieder nicht. Allen gemeinsam ist das Bemühen, sich kunstvoll in alle nur möglichen Richtungen zu verrenken, zu verdrehen, zu verschrauben. Sie tun das mal ganz alleine, mal in Konfrontation mit einem oder einer Zweiten, hin und wieder verkeilt man sich sogar ineinander. Raumgreifend verbreiten sie sich über die Bühnenfläche, gehen manchmal auch in einen Bewegungs-Dialog mit den Mischpult-DJs oder sie kreiseln alleine um sich selbst.
„In der choreografisch wie symbolisch angelegten Heterogenität der Tanzstile stellt sich am Ende die allumfassende Frage, was uns alle zusammenhält“, heißt es in der Ankündigung auf der Website der Kampnagelfabrik. Tja – was hält uns zusammen? An einem Tag, an dem die Welt auseinanderflog – wenige Stunden zuvor hatte Putin den Einmarsch in der Ukraine angeordnet – ist das sicher eine global relevante Frage, und man hätte sich gewünscht, dass gerade in der Kampnagelfabrik im Rahmen einer solchen Vorstellung in irgendeiner Art und Weise ein Zeichen gesetzt worden wäre.
Auch worin denn nun die Heterogenität der Tanzstile bestanden hat, ließ sich nicht wirklich ausmachen. Die elektronischen Geräusche verklingen, zwei Gestalten rollen ineinander verschränkt zum Treppenaufgang der Tribüne, zwei weitere verschwinden in den Kulissen, während die Männer an den Mischpulten den Schalter auf „aus“ drehen und das Licht verlöscht. Wie sagte einst Bert Brecht in „Der gute Mensch von Sezuan“: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen – den Vorhang zu und alle Fragen offen.“
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