Juwie Dance Company
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Auch „eigenartig“

Pick bloggt über einen Doppelabend in der TANZFAKTUR Köln

„Continuum“ von Bianca Mendoca und „Addiction to…“ von der Juwie Dance Company

Köln, 20/11/2015

Wenn ich nach dem Bremer Festival „eigenARTig“ eine Gefahr sah, dass die Arbeit mit Menschen, die körperliche oder geistige Defizite haben, leicht ins Amateurhafte abgleiten kann, dann gilt das meines Erachtens auch für Teile der freien Szene. Nun in Köln, in der Tanzfaktur, einem vielversprechenden und relativ neuen Spiel- und Produktionsort, wurde das in gewisser Weise bestätigt.

Zu Ende des Stücks „Continuum“ von Bianca Mendoca wusste man nicht, ob man überhaupt applaudieren sollte. Was uns die beiden Darstellerinnen in der Chorografie, soweit man davon überhaupt sprechen kann, mitteilen wollten, hat sich mir leider nicht erschlossen. Auch der Pressetext, der vollgestopft ist mit guten Gedanken, half nicht, und für mich war nichts davon zu sehen. Die technisch kaum geforderten Tänzerinnen Stefanie Schwimmbeck und Marilia Silva mussten vor allem im Kreis laufen, sich gegenseitig verdeckend mit kleinen Schlürfschritten pantomimisch die Gesten der anderen ergänzen, aber vor allem Hinfallen und Aufstehen exerzieren. Das Ganze ohne eine erkennbare Technik, sondern so wie jeder normale Mensch fällt und aufsteht. Dabei hat Martha Graham dafür schon einen Weg erfunden aufzustehen, ohne sich mit Hilfe der Arme abzustützen. In einer kurzen Szene gelingt es nicht einmal der reizvollen Marilia Silva, die der wunderbaren Franka Potente ähnlichsieht, herausfordernd das Publikum in Pina-Bausch-Manier anzumachen, also „renn, Marilia renn“.

Die drei Beteiligten hatten im zweiten Teil des Abends bei Wenn ich nach dem Bremer Festival „eigenARTig“ eine Gefahr sah, dass die Arbeit mit Menschen, die körperliche oder geistige Defizite haben, leicht ins Amateurhafte abgleiten kann, dann gilt das meines Erachtens auch für Teile der freien Szene. Nun in Köln, in der Tanzfaktur, einem vielversprechenden und relativ neuen Spiel- und Produktionsort, wurde das in gewisser Weise bestätigt.

Zu Ende dieses Stücks „Continuum“ von Bianca Mendoca wusste man nicht, ob man überhaupt applaudieren sollte. Was die beiden Darstellerinnen in der Chorografie, soweit man davon überhaupt sprechen kann, uns mitteilen wollten, hat sich mir leider nicht erschlossen. Auch der Pressetext, der gestopft ist mit guten Gedanken, half nicht und für mich war nichts davon zu sehen. Die technisch kaum geforderten Tänzerinnen Stefanie Schwimmbeck und Marilia Silva mussten vor allem im Kreis laufen, sich gegenseitig verdeckend mit kleinen Schlürfschritten pantomimisch die Gesten der anderen ergänzen aber vor allem Hinfallen und Aufstehen exerzieren. Das Ganze ohne eine erkennbare Technik, sondern so wie jeder normale Mensch fällt und aufsteht. Dabei hat Martha Graham dafür schon einen Weg erfunden aufzustehen, ohne sich mit Hilfe der Arme abzustützen. In einer kurzen Szene gelingt es nicht einmal der reizvollen Marilia Silva, die der wunderbaren Franka Potente ähnlich sieht, herausfordernd das Publikum in Pina Bausch Manier anzumachen, also „renn, Marilia renn“.

Die drei Beteiligten hatten im zweiten Teil des Abends bei „Addiction to…“ von der Juwie Dance Company reichlich Gelegenheit, sich zu orientieren wie man zeitgenössisch mit großem Können stürzt und ohne große Hebelwirkung wieder in die Senkrechte kommt. Natürlich ist der junge Mann Tobias Weikamp ein so außergewöhnlicher Tänzer, dass man seine Fertigkeiten nicht auf jeden Tänzer übertragen kann, aber auch seine Partnerin Jule Oeft zeigt mit jedem Schritt, welch tänzerische Kraft man vermitteln kann, ohne im Sumpf der Durchschnittlichkeit unterzugehen. Die beiden sind spitze! Nun werden die drei von „Continuum“ antworten, das sei gar nicht ihre Absicht, denn sie wollen ja gerade die Durchschnittlichkeit des Lebens auf die Bühne bringen. Da kann ich nur erwidern, Beruf verfehlt. Am Bahnhof und an jeder U-Bahn Haltestelle ist oft durchschnittliches Leben praller und in 10 Minuten finde ich dort alle Höhen und Tiefen dieses Alltags.

Meiner Meinung nach es ist nicht damit getan, seinen Gefühlen oder gar Sentimentalitäten freien Lauf zu lassen, denn der Zuschauer bezahlt sein Eintrittsgeld nicht nur, weil es in der Halle wärmer ist als an besagten Haltestellen. Das Publikum möchte, selbst wenn, und das ist häufig der Fall, kein besonderer Anlass für ein Stück besteht, doch eine Überhöhung darin sehen. Es ist nicht umsonst, dass Pina Bausch, die mit Vorliebe solche Themen abgehandelt hat, dringend ganz besondere Tänzer/Darsteller, die alles andere als Durchschnitt sind, in und für ihre Stücke brauchte.

Über die Gültigkeit des zweiten Stücks könnte ich mich jetzt auch stundenlang auslassen, denn es ist weit über eine Stunde lang, aber das muss man gesehen haben! Ausgehend von drei Toilettenkabinen präsentiert das Tänzerpaar zwar ein tänzerisch hochgezüchtetes Feuerwerk an Einfällen, was streckenweise richtig aufregend ist, aber als Stück bleibt es meiner Ansicht nach fragwürdig trotz Daniel Williams guter Musik vom Synthesizer. Ich gebe zu, dass es reizvoll ist, die wirren Zustände und Abhängigkeiten von Junkies auf die Bühne zu bringen, vor allem, wenn es so prickelnd dargeboten wird wie von den beiden, die es auch zusammen erarbeitet und zur Perfektion gebracht haben. Eine schlüssige Rahmendramaturgie hätte es wahrscheinlich zu einem echten Knaller gemacht. Tobias Weikamp hatte ich früher in dem fabelhaften Stück „Endless Refill“ von Eric Trottier und Karel Vanek gesehen, er hatte mich auch da beeindruckt. Aber ich habe ihn in dieser Produktion nicht wiedererkannt, weil er passend zum Stück seinen Kopf total verändert hatte. Das nenne ich Hingabe …

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