„Dinna!”

Gala zum Abschied von Dinna Bjørn vom Finnischen Nationalballett

Helsinki, 20/06/2008

Von allen 60-Jährigen, die ich kenne, ist Dinna Bjørn die Jüngste. Noch immer hat man sie als Tänzerin lebendig in Erinnerung, und wenn sie möchte, könnte sie wahrscheinlich nach wie vor „Spectre de la Rose”, „Interplay”, „Vier letzte Lieder” oder Antony Tudors „The Leaves are Fading” tanzen – Rollen, mit welchen sie blutjung beim Königlich Dänischen Ballett auf sich aufmerksam machte. Dass das Tanzen ihr in die Wiege gelegt war, muss man ihr schon glauben; schließlich war Niels Bjørn Larsen nicht einfach ein Vater, sondern „nebenbei” auch noch „Balletmester” (was heutzutage so viel heißt wie Ballettdirektor) und ein begnadeter Bournonville-Pantomime. Doch die Tochter einer Pianistin hatte auch Musik im Blut, und so verwundert es nicht, wenn sie ihr erstes Ballett „8+1” nicht bloß choreografiert hat. Sie choreografierte es zu einer eigenen Komposition, und das nicht schlecht.

Doch das ist lange her – fast vierzig Jahre, wenn man es genau nimmt. In der Zwischenzeit leitete Dinna Bjørn gemeinsam mit ihrem Kollegen Frank Andersen die Bournonville-Gruppen, machte sich weltweit mit Einstudierungen, Workshops und Lecture-Demonstrations einen Namen als Bournonville-Spezialistin und wurde schließlich in Oslo überaus Direktorin des Norske Nasjonal Ballet, das sie nach 2001 nach elf Erfolgsjahren verließ, um kurz darauf in Helsinki die Leitung des Finnischen Nationalballetts zu übernehmen – offenbar ebenso erfolgreich, und das auf eine so ungemein anrührende Art, dass es der Generaldirektorin Päivi Kärkkäinen schwer ums Herz wurde und sie, auf ihre Zusammenarbeit angesprochen, bei ihrer Abschiedsrede geradezu ins Schwärmen geriet.

Dass an der positiven Grundstimmung etwas dran sein muss, hat auch der Zuschauer spätestens bei „Dinna!” merken müssen, einer grandiosen „Gala”. Moderiert von Jorma Uotinen und Kenneth Greve, dem Vorgänger und dem Nachfolger der ganz und gar nicht egomanen Dänin, präsentierte sich die Kompanie so menschlich und musterhaft wie ihre Chefin, und das sowohl im „klassischen” Teil von „Cinderella” über Neumeiers „Möwe” bis hin zum neuen „Dornröschen” von Javier Torres wie auch im modernen Pendant, bei dem vor allem Jorma Elo mit „offcore” und Jouka Valkama mit „Rim” zu beeindrucken wussten. Fern von Dänemark, feierte man am Ende die Dänin nach dem „Grand Pas Dvorák” von Harald Lander als Mitbringsel des Königlich Dänischen Balletts auf die dänischste Art, die man sich im Ballett denken kann: mit dem dritten Akt aus „Napoli”, der Dinna Bjørn alle Ehre machte. Auf dem Festwagen stehend, grüßte sie ein letztes Mal ihr Publikum. Neue Aufgaben locken, und mit Bournonville hat sie noch einiges vor.

 

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