Schöner Schein

Danièle Desnoyers mediales Klang-Körper-Experiment für drei Girlies mit Hang zur femme fatale

München, 08/11/2004

Nein, so richtig kommt man Danièle Desnoyers und ihrer Sounddesignerin Nancy Tobin nicht auf die Schliche. Dazu haben sie die Verstärker und kleinen Mikrofone zu geschickt an den drahtigen Körpern der drei Tänzerinnen von Le Carré des Lombes (zu Deutsch: Vierkant der Lenden) versteckt. Dass in gewollter Konsequenz jede Bewegung ein Spektrum an Klängen und Geräuschen evoziert, steht im Programmzettel. Tatsächlich nachvollziehen lässt sich dieses – besser in Szene gesetzt sicher reizvolle – „sinnliche Spiel von Körper, Bewegung und elektronischem Klang“ allerdings nur an wenigen, einzelnen Stellen des vor einem Jahr für das Musée d'Art Contemporain in Montréal konzipierten Stücks. Gravierend ist der Verlust nicht.

„Duos pour Corps et Instruments“ heißt die im Theater im Haus der Kunst gezeigte Arbeit der kanadischen Choreografin Desnoyers. Nach ihrer Ausbildung in klassischem und modernem Tanz an der Université du Québec (über deren technisch-theoretischen Studienaufbau übrigens Marie Beaulieu vom Dance Departement UQAM im Rahmen der Fachtagung Tanz(Aus)Bildung auf der Studiobühne des Instituts für Theaterwissenschaft informierte) war sie lange Mitglied der Tanzkompanie von Jean-Pierre Perrault. Festivalleiterin Cornelia Albrecht hatte – quasi als Hommage an den vor zwei Jahren verstorbenen Mentor – auch dessen 1984 mit Studenten des UQAM entstandenes Gruppen-Stück Joe zum Thema „kleiner Mann versus das unerbärmliche Stampfen einer im Alltagstrott verlorenen Masse“ für eine allerletzte Vorstellung nach München geholt. Welten, die hier nicht verglichen werden sollen, liegen zwischen den Werken. Doch begnügen sich beide mit einem unmotivierten Ende, das dem Abbruch eines breit ausgelegten Experiments gleicht.

Desnoyers Versuchsanordnung ist übersichtlich: Drei Lautsprecherboxen mit Schaltkästen befinden sich an den zwei Schmal- und einer Breitseite der weißbodigen Bühne. Jeder dieser hockergleichen Aufbauten ist einer der Performerinnen zugeteilt. Die dem im Hufeisen drum herum angeordneten Publikum am weitesten entfernte Seite des Tanzplateaus schließt mit dem Haupt-Schaltpult und einer schwarzen Projektionsfläche ab. Getanzt wird mal in Stöckelschuhen, mal barfüßig, frei in der Mitte oder fest an die eigene Box geklammert. Der Reiz liegt in der präzisen Beinarbeit, den Drehungen, schnellen Battements, Glissés und nach Aufmerksamkeit heischenden Körperkontraktionen. „Peut-être j'ai striptease...“ Dazwischen sieht man Nachaufnahmen sich bewegender Beine und Arme. Was die Interpretinnen des Abends Sophie Corriveau, Danièle Desnoyers und Anne Bruce Falconer – neben agilem Tanz – an Ausdrucksmitteln sonst noch parat haben, zeigen die zur Komik tendierenden Passagen des sich im Rock-Twist selbstverliebt verlierenden Girls und ihrer auf femme fatale getrimmten Kolleginnen, die voll überheblicher Langeweile bald nur noch über die eigenen Absätze stolpern. Gut, aber eben nicht gut genug.

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