Li Cunxin

Mao's Last Dancer

Lüneburg, 18/12/2004

„Mao‘s Last Dancer“ fesselt nicht nur wegen der unglaublichen Story, es vermittelt auch eindringlich die Botschaft, zu sich selbst zu stehen und niemals zu verzagen. Einen eisernen Willen mag man Li Cunxin nicht bescheinigen, eher einen aus Titan oder einem noch härterem Material. Auf seinem langen Weg aus einem Dorf der Provinz Shandong im Nordosten Chinas bis zum Ersten Solisten des Houston Ballet und Australian Ballet hatte der heute 43-Jährige Gebirge an Schwierigkeiten zu überwinden, an denen viele zerbrochen wären. In „Mao‘s Last Dancer“ beschreibt er seinen Werdegang bis ins Detail.

Aufgewachsen in einem Dorf unter primitivsten Umständen, ohne Ausweg aus bitterer Armut, im Winter nur knapp dem Verhungern entgehend, vermittelten die Eltern ihm und seinen sechs Brüdern dennoch Würde und Stolz. Li erzählt unbefangen von seinen tiefen Gefühlen und denen seiner Eltern und Freunde. Emotionalität durchzieht das Buch, rührt manchmal fast zu Tränen. Als seine Eltern ihn – nach jahrelanger Trennung wegen seiner Flucht aus China – in Houston/Texas besuchen, im Theater zur Vorstellung ihres Sohnes erscheinen, bereitet ihnen das Publikum Ovationen.

Wegen dieser Aspekte und des sehr informativen Einblicks in das traditionell geprägte Landleben liest sich das Buch auch für Tanzfremde kurzweilig. Per Zufall ausgewählt aus Hunderttausenden Elfjährigen wird Li dem erbarmungslosen Curriculum an Madame Maos Ballettakademie in Peking unterworfen, einschließlich der rigorosen Unterweisung in Maos Lehren. Verbissen kämpft er sich durch. So trainiert er nachts, um die Zahl seiner Pirouetten von drei auf mindestens acht bis zehn zu steigern.

Als Ben Stevenson, Leiter des Houston Ballets, die Ballettakademie besucht, fällt ihm der 18-Jährige auf. Li erhält ein sechswöchiges Stipendium an der Houston-Ballettschule. Der Aufenthalt dort wirft sein ganzes Weltbild total um. Stevenson bietet ihm ein einjähriges Stipendium an. Li bittet nach seiner Rückkehr in China um die Genehmigung, für ein Jahr nach Houston gehen zu können. Der Minister verweigert die Erlaubnis, Li versucht vergeblich, ihn im Ministerium persönlich zu sprechen, eine unerhörte Kühnheit im damaligen autokratischen China. Schließlich ergattert er die Unterschrift des Stellvertreters des Ministers. Nach einem Jahr in Texas, will er nicht mehr zurück nach China, wird zu einem Gespräch ins chinesische Konsulat gebeten, dort gefangen gehalten, durch Druck von Politik, Presse, Fernsehen und Freunden befreit. Beim Houston Ballett tanzt er alle großen Partien, geht dann mit seiner Frau, der Tänzerin Mary McKendry, zum Australian Ballet in Sidney. Mit 38 Jahren nimmt er als Basilio in Don Quixote Abschied vom Tanz. Heute arbeitet er als Börsenmakler.

Das Buch ist leider nur in englischer Sprache erhältlich.

 ISBN 1-904132-89-8, Fusion Press, 2003, London

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