Hans von Kusserow tot

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Stuttgart, 22/04/2001

Er verfolgte noch bis zuletzt, was ihm die Münchner Ballettszene an Sehenswertem zu bieten hatte – wohl ihr ältester lebender Zeitzeuge! Ein liebenswerter, diskreter und bescheidener Senior, verstand es Hans von Kusserow, seine eigene Meinung mit Entschiedenheit zu vertreten. Und das konnte er, weil sie auf jahrzehntelanger Erfahrung über alle Grenzen hinweg beruhte.

In Wollstein in der Provinz Posen 1911 geboren, studierte er in Breslau, später auch bei Julian Algo, Lubov Egorova, Victor Gsovsky, Marie Rambert und an der Londoner Royal Academy. Er debütierte 1928 am Stadttheater Breslau, unternahm dann bis 1942 als Varieté-Tänzer ausgedehnte Tourneen und wirkte bei zahlreichen Ferseh- und Filmproduktionen im In- und Ausland mit: ein Crossover-Tänzer, bevor es diesen Typ überhaupt gab! Sozusagen seriös wurde er erst nach dem Krieg, als er von 1945 bis 1950 als erster Solotänzer in Stuttgart engagiert war, wo er unter anderem Hauptrollen in Bernhard Wosiens „Einmal Hölle und zurück“ und Osvald Lemanis´ „In Scribo Satanis“ kreierte – später dann auch noch in Göttingen, an der Deutschen Staatsoper in Ost-Berlin, bei Massines Balletto Europeo und in Marseille.

Nach Beendigung seiner Tänzerlaufbahn war er noch lange Jahre als Pädagoge an der Schule von Carla Kusanke in Fulda tätig. Jetzt ist er kurz nach seinem neunzigsten Geburtstag in München gestorben.

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