Und die Stadt tanzt

Der Ballettkalender „Kunst-Werk Tanz“ aus Augsburg

Dieser Kalender ist ein ewiger und er lässt, so Robert Conn, auf Dauer in Augsburg „tanzen“.

Augsburg, 02/11/2016

Als Robert Conn und der Fotograf Nick Schölzel sich ausdachten, einen Ballettkalender der besonderen Art herauszubringen, ahnte wohl niemand, dass dieses Werk die Krönung und ein Abschluss sein würde, denn es ist nicht einmal ein Rückblick auf die zehnjährige kaum zu überbietende Zeit dieser Ballettkompanie. Umso wichtiger dürfte er nun dem großen Publikum sein, um diese Kompanie noch lange im Gedächtnis zu behalten. Denn dieser Kalender ist ein ewiger, der mithilfe einer Stahlspange, jedes Jahr neu austariert werden kann. Und da die Rückseiten auch bedruckt sind mit Wissenswertem über die interessantesten Schauplätze der Fuggerstadt, wo die Fotos gemacht wurden, könnte man auch die Rückseite als Kalenderblatt aufhängen.

Die Schöpfer dieses Prachtstücks haben bei der Herstellung weder Aufwand noch Mühen gescheut, und schon insofern ist er kein Nebenprodukt der Bühnentätigkeit des Ballettdirektors, sondern eine Inszenierung für diese Stadt und seine „Company“, quoting die Muttersprache dieses Amerikaners – und das mit gesundem Ehrgeiz. Conn hat sich auf diese Weise ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt, das sicher nicht als solches gedacht war, aber die Umstände machen es nun dazu.

Das Deckblatt ist ein „Sommernachtstraum“ mit der für Theophilus Vesely noch zu erobernden Rolle des Puck und fliegenden Elfen im Hintergrund. Es ist das einzige Foto, das keinen Schauplatz außerhalb des Theaters hat. Ansonsten gibt es das Schätzlerpalais, das nicht weniger pompöse Rathaus, den vereisten Kuhsee und andere auch weniger bekannte Szenerien, die selbst den Einheimischen wohl kaum bekannt sind, aber sie verführen werden, die Orte (auf) zu suchen. Ich habe ja drei Jahre ebenfalls am Lech gewohnt und habe rätseln müssen, wo die Bilder entstanden sind – das macht sie umso interessanter. Ich gebe allerdings zu, dass ich anderes zu tun hatte, denn ich war in Augsburg besonders fleißig und pendelte in erster Linie zwischen Alte Gasse, Komödie, Stadttheater, dem Roten Tor und dem Hauptbahnhof.

Wie schon gesagt, die einzelnen Blätter, und das ist für manchen fast wichtiger als die dekorativen Vorderseiten, enthalten viele Fotos und Kommentare zum Making Of, aber auch über Augsburg. Und als Dreingabe gibt es noch was ganz Besonderes nicht nur für Augsburger, nämlich das Wappen der Stadt, die Zirbelnuss. Dieses Wappen haben die Tänzer dargestellt, und ich möchte lieber nicht wissen, wie viele Stunden sie dafür gebraucht haben, die nötigen Positionen zu finden und abzulichten, nicht zu reden von dem Puzzle, das die technische Seite der Aufarbeitung des Rohmaterials gekostet hat.

Von wegen Kosten, der Kalender ist für 45,- Euro im Theater erhältlich, kann aber auch über die Webseite des Stadttheaters online bestellt werden. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Presseamt – und wer immer sonst noch illustre Besucher zu bedenken hat – auch nach Jahren diesen Kalender, der wie gesagt kein Verfallsdatum hat, noch überreicht, damit sie diese traditionsreiche und kunstbeflissene Stadt in bester Erinnerung behalten. Und mit Freude habe ich vernommen, das passt auch gerade hierher, dass die Sanierung des Großen Hauses jetzt durch alle Instanzen ist und es infolgedessen nicht abgebrannt wird – kleiner Scherz.

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