Krise beim Ballet National de Marseille

Direktorin Marie-Claude Pietragalla wird abgesetzt

Marseille, 22/02/2004

Marie-Claude Pietragalla, die künstlerische Leiterin des Ballet National de Marseille, steht vor ihrer Absetzung. Am 5. Februar hatte der Verwaltungsdirektor gekündigt, der ihr wegen Finanz- und Verwaltungsproblemen vom französischen Kultusministerium an die Seite gestellt worden war - der vierte innerhalb von sechs Jahren. Daraufhin befand sich am Wochenende ein Großteil des Balletts und der angeschlossenen Ballettschule im Streik. 80 % der Festangestellten, darunter auch 87 % der Tänzer, verlangten in einem offenen Brief den Rücktritt ihrer Direktorin: die zweitgrößte subventionierte französische Ballettkompanie Frankreichs sei „künstlerisch am Ende“, das „skandalöse Überziehen des Budgets“ sei stets nur Pietragallas eigenen Ballette zugutegekommen, es gäbe nicht genügend Tourneen, die Arbeitsatmosphäre sei vergiftet.

Die 41-jährige Tänzerin und Choreografin war ein gefeierter Etoile beim Ballet de l'Opéra National de Paris, bevor sie 1998 in Marseille Nachfolgerin von Roland Petit wurde. Im Laufe ihrer Direktion war ihre Zuständigkeit bereits auf den künstlerischen Bereich eingeschränkt worden, jetzt wurde sie vom französischen Kultusminister Jean-Jacques Aillagon aufgefordert, über einen „ehrenvollen Abgang“ nachzudenken. Die im fünften Monat schwangere Direktorin sah sich bei einer Pressekonferenz in Paris als Opfer einer Verschwörung.

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