Junges Tanzhaus Berlin opens its doors
Germany‘s first comprehensive venue for young dance launches in Neukölln, transforming a historic building into a space for movement
Deutschlands erster umfassender Veranstaltungsort für jungen Tanz verwandelt historisches Gebäude in Neukölln in Raum für Bewegung
Neue Energie durchströmt das Tanzstudio in der Lucy-Lameck-Straße 32 in Berlin-Neukölln. Der Choreograf und Krump-Weltmeister Grichka Caruge leitet einen Krump-Workshop. Der in Los Angeles entstandene Streetdance-Stil, der für seine explosive Kraft bekannt ist, erfüllt den Raum, während die Teilnehmer*innen sich vom Aufwärmen über Fußarbeit, Körperhaltung, Gestik und Musikalität bis hin zur Improvisation ihrer eigenen Kombinationen bewegen. Es ist das erste Wochenende seit der Eröffnung des Junges Tanzhaus Berlin, und die Flure sind bereits mit handgefertigten Kunstwerken der Kinder und Jugendlichen geschmückt, die den Raum als einen Ort kennzeichnen, der wirklich seiner jungen Gemeinschaft gehört.
Das Gebäude selbst ist von der Geschichte Berlins geprägt: Einst eine Brauerei, später der interkulturelle Kunstraum Oyoun, wird es nun als Junges Tanzhaus Berlin wiedereröffnet, Deutschlands erster Raum, der Tanzausbildung, Präsentation und Produktion speziell für ein junges Publikum unter einem Dach vereint. Im Mittelpunkt stehen verschiedene Tanzkulturen wie Breaking, Krump, Raqs Sharqi, Tango und zeitgenössischer Tanz sowie die jungen Menschen, die diese Kulturen vorantreiben.
Der Veranstaltungsort basiert auf drei Säulen: einer Bühne, auf der professionelle Tanzvorführungen für ein Publikum ab 5 Jahren präsentiert werden; einem Campus, der professionelle Qualifikationen für Tänzer*innen in nicht-akademischen Stilen anbietet; und Community-Programmen, die Raum für Kurse, Jam-Sessions, Battles und innovative Formate wie die Kiez-Tanz-Küche bieten. Der neue Veranstaltungsort integriert zwei Jahrzehnte Arbeit aus den bestehenden Programmen von TanzZeit, Tanz in Schulen und Tanzkomplizen, die Tanzprofis in Klassenzimmer in ganz Berlin gebracht haben. Noch wichtiger ist, dass der Hauspartner Future Move e.V. jungen Menschen, die sich für eine künstlerische Laufbahn interessieren oder diese bereits in Betracht ziehen, sei es als Tänzer*in oder in technischen Theaterbereichen wie Beleuchtung, Ton, Video oder Bühnenbau, kostenlose Beratung anbietet und sich dabei mit den oft undurchsichtigen Wegen in die professionelle Kunst auseinandersetzt.
Am Eröffnungsabend fand „A Human Race“ statt, ein international gefeiertes und preisgekröntes choreografisches Werk, das auch als erstes Krump-Stück auf die Theaterbühne gelangte. Fünf Krump-Tänzer*innen brauchen nicht viel mehr als einen Kreis aus Sand, Nebel und Strawinskys emotionsgeladenes „Le Sacre du Printemps“, um diese Geschichte der Selbstermächtigung zu erzählen. Die Choreografie spannt einen Bogen zwischen dem frühen 20. und 21. Jahrhundert: Krump dient hier als Verbindung und Resonanz, dieser rohe, energiegeladene Tanzstil, der Anfang der 2000er Jahre als Reaktion auf Rassismus und Polizeigewalt auf den Straßen von Los Angeles entstand, mit Strawinskys Partitur von 1913, deren moderne Kraft bis heute ungebrochen ist. Das Werk zeigt einen erbitterten Kampf um Freiheit, Teilhabe und Anerkennung, in dem Tanz zum Ausdruck von Wut und Widerstand, aber auch von Solidarität und Gemeinschaft wird. Am Ende kehren die Tänzer*innen auf einer mit Sand übersäten Bühne im Kreis zurück, ihre Blicke bilden neue Bündnisse der Unterstützung und des Verständnisses. Eine visuelle Manifestation der Philosophie des Veranstaltungsortes: Räume nicht nur für, sondern mit jungen Menschen zu schaffen.
Für Livia Patrizi, Gründerin von TanzZeit und heute künstlerische Leiterin des Junges Tanzhaus Berlin, erfüllt die Eröffnung einen 20-jährigen Traum: „Das Junges Tanzhaus Berlin soll eine Bühne fürs Leben sein, ein Zuhause für alle jungen Menschen, die nicht nur einmal kommen, wie es im Theater üblich ist, sondern immer wieder zurückkehren, bis sie das Haus selbst gestalten.“
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