Aterballetto mit Mauro Bigonzettis „Serenata“

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Ludwigshafen, 22/11/2003

Eine veritable Uraufführung als pausenloser 70-minütiger Abendfüller im Pfalzbautheater Ludwigshafen vom Aterballetto aus Reggio Emilia: das ist Mauro Bigonzettis „Serenata“. Bigonzetti ist ja kein Unbekannter in unseren Landen, er hat verschiedentlich mit seiner Kompanie hier gastiert, auch schon mit dem Stuttgarter Ballett und dem Ballett der Deutschen Oper Berlin gearbeitet und ist in der laufenden Spielzeit erneut in Stuttgart mit einer Novität angekündigt.

„Serenata“ beschäftigt außer den zehn plus neun Tänzerinnen und Tänzern der Kompanie fünf Frauen des Ensembles Assurd, die sich als Sängerinnen und Musikerinnen mit Harmonika und Tamburin betätigen und die Tänzer musikalisch anheizen. Sie musizieren traditionelle süditalienische Lieder und Arrangements. Das klingt nach einem mediterranen, ziemlich lautstarken und deshalb auf die Dauer doch etwas enervierenden Folklore-Mix aus Canto popolare, Flamenco, Fado und ein bisschen Balkan ist auch noch dabei. Dazu tanzen sie barfuß – auch so einen Mix aus Folklore, Modern, Musical, Jüdisch und Straßentanz nebst ein paar klassischen Tupfern, immer sehr energiegeladen, sehr elastisch, mit viel zusammenprallenden Körpern, Bodenfiguren, auch schlitternden Bodies und Wurfaktionen, einzeln, zu zweit und in kleineren und größeren Ensembles, branden auch immer mal wieder an die Rampe und am Schluss kompakt über die Rampe hinaus in den Zuschauerraum, wo sie sich ein paar Besucher herauspicken und auf die Bühne schleppen, um mit ihnen herumzuschwofen. Was den Leuten auch gefällt.

Volksfeststimmung à la Carossello Napoletano sozusagen (das war ein Film von Massine in den frühen Sechzigern). Sie machen das mit ausgesprochen guter Laune und vollem Körpereinsatz, sehen in ihren von Helena Medeiros und Lucia Socci geschneiderten Badehosen und Alltagskleidern gut und sexy aus, schmeißen sich aneinander und winden sich umeinander wie Laokoon. Es ist eine Art Explosiv-Tanz – für meinen Geschmack allerdings allzu lange ausgedehnt. Eine halbe Stunde hätte gereicht – und danach hätte ich dann gern noch etwas weniger Remmidemmihaftes gesehen. Denn Bigonzetti kann ja durchaus auch seriös sein – wie in Stuttgart mit „Kasimir‘s Colours“ und „Quattro Danze per Nino“ bewiesen.

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