Art Attack von Sheinfeld Laor

"Art Attack" von Sheinfeld Laor. Tanz: Niv Sheinfeld

Tanztriennale – History trifft Future

Neue Leuchtturmförderung für den Tanz

Der ehemalige Tanzkongress wird künftig als Tanztriennale fortgeführt. Ob es wie der Name andeutet hier eine Verlagerung vom Kongress zum Festival gibt, scheint im Moment noch offen.

Halle an der Saale, 02/01/2024

Eine lange historische Tradition haben die Tanzkongresse in Deutschland: Im Jahr 1927 organisierte Rudolf von Laban den Ersten Deutschen Tänzerkongress in Magdeburg, weitere folgten 1928 in Essen, 1930 in München und schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg noch zwei letzte Male 1951 und 1952 in Recklinghausen – danach wurde diese Tradition über ein halbes Jahrhundert unterbrochen. 

Im Zeitraum von 2006 bis 2022 richtete die Kulturstiftung des Bundes unter Hortensia Völkers an sechs verschiedenen Standorten – Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Hannover, Dresden und Mainz – erneut Tanzkongresse aus, die sich als interdisziplinäre Orte der Begegnung für die Künstlerschaft verstanden. Nach dem Wechsel der künstlerischen Leitung 2023 hat die Kulturstiftung des Bundes Gespräche mit Vertreter*innen der zeitgenössischen Tanzszene geführt, wie der Tanzkongress in Zukunft gestaltet werden soll. Feststeht, dass der Tanzkongress künftig als Tanztriennale fortgeführt und 2026 erstmals realisiert wird. 

Die Förderung selbst versteht sich als „Kultureller Leuchtturm“ der Kulturstiftung des Bundes, die in ähnlichen oder anderen Veranstaltungsformaten auch die anderen darstellenden Künste fördert. Die Schlagworte für dieses neue Projekt mit medialer und kulturpolitischer Strahlkraft sind Kontinuität und neue Akzente. So soll die neue Tanztriennale in Zukunft auf langfristige interdisziplinäre Kooperationen setzen, den Tanzbegriff auf diverse urbane und klassische Tanzstile erweitern und auch die immer stärker aufkommenden Themenbereiche der Vermittlung und der Arbeit mit Laien in den Blick nehmen. 

Der künftige Austragungsort wird durch eine bundesweite Ausschreibung ermittelt und im Juli 2024 ausgewählt. Die austragende Stadt unterstützt die Tanztriennale mit einem finanziellen Beitrag von 95 000€ (10% der Gesamtförderung der Triennale von 950 000€). Die künstlerische Leitung hingegen wird über einen internationalen Findungsprozess durch eine fünfköpfige Jury bestimmt, der Dachverband Tanz und der Austragungsort unterstützen den Prozess beratend. Zwar bezieht sich die derzeitige Ausschreibung lediglich auf die Ausgabe der Triennale im Jahr 2026, jedoch zeigt sich die Kulturstiftung ebenfalls offen für eine stadtbezogene und künstlerische Verstetigung für 2029. Eine derartige Entscheidung würde sicherlich einige Vorteile mit sich bringen, da ein eingespieltes Kooperationsteam aus Erfolgen und Misserfolgen der vergangenen Ausgabe lernen könnte und nicht ein neues Team jedes mal von vorne beginnen müsste. 

Ob es, wie der Name Tanztriennale andeutet, eine Verlagerung vom Kongress zum Festival gibt, scheint im Moment noch offen. Schade wäre es allemal, denn der frühere Tänzerkongress und spätere Tanzkongress hatte als Kongressformat außerhalb des wissenschaftlichen Kontextes weltweit ein Alleinstellungsmerkmal. Doch natürlich will die neue Künstlerische Leiterin der Kulturstiftung, Katarzyna Wielga-Skolimowska, auch eigene Maßstäbe setzen. Der Ausschreibungsprozess zeichnet sich bisher v.a. durch eine strukturelle und inhaltliche Offenheit aus, die eingereichten Konzepte werden hier entscheidend sein für die Richtung, in die sich die neue Tanztriennale entwickeln wird. Wichtig wird es sein, den sogenannten USP in Abgrenzung zu weiteren Branchentreffen wie der Deutschen Tanzplattform und der internationalen tanzmesse nrw nicht zu verlieren. 

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