Isabelle Schad, Gert Weigelt und Jo Parkes bei der Pressekonferenz zur Verleihung des Deutschen Tanzpreises 2019
Isabelle Schad, Gert Weigelt und Jo Parkes bei der Pressekonferenz zur Verleihung des Deutschen Tanzpreises 2019

Gert Weigelt erhält Deutschen Tanzpreis 2019

Ehrungen für Jo Parkes und Isabelle Schad für herausragende künstlerische Entwicklungen

Den mit 20.000 Euro dotierten Deutschen Tanzpreis 2019 erhält der Fotograf Gert Weigelt. Seine Bilder trugen in den 70er und 80er Jahren zum publizistischen Durchbruch des deutschen Tanztheaters bei und spiegeln bis heute die Formgebung der ChoreografInnen und die Ausdrucksstärke der TänzerInnen idealtypisch wider.

Essen, 05/04/2019

Im Herbst wird erneut der Deutsche Tanzpreis verliehen – die höchste Auszeichnung, die der Tanz in Deutschland zu vergeben hat.

Mit dem Deutschen Tanzpreis werden herausragende Persönlichkeiten des Tanzes in Deutschland geehrt – ganz gleich, ob sie auf oder hinter der Bühne, in Pädagogik, Publizistik, Wissenschaft oder anderen Bereichen des Tanzschaffens wirksam waren und sind. Zudem werden InterpretInnen, Ensembles und Projekte in der Tanzlandschaft für zukunftsorientierte Initiativen, modellhafte Konzepte oder außergewöhnliche Produktionen ausgezeichnet.

Am 28. Januar hat die Jury des Jahres 2019 die PreisträgerInnen gewählt. Den mit 20.000 Euro dotierten Deutschen Tanzpreis 2019 erhält der Fotograf Gert Weigelt. Seine Bilder trugen in den 70er und 80er Jahren zum publizistischen Durchbruch des deutschen Tanztheaters bei und spiegeln bis heute die Formgebung der ChoreografInnen und die Ausdrucksstärke der TänzerInnen idealtypisch wider. Für signifikante Entwicklungen im zeitgenössischen Tanz werden das Schaffen der Tanz- und Videokünstlerin Jo Parkes sowie der Tänzerin und Choreografin Isabelle Schad mit jeweils 5.000 Euro gewürdigt.

Die Verleihung im Rahmen einer hochkarätigen Gala, die zum zweiten Mal in der Trägerschaft des Dachverbandes Tanz Deutschland ausgerichtet wird, findet am Samstag, den 19. Oktober, 18.00 Uhr im Essener Aalto-Theater statt. An diesem Tag wird Nordrhein-Westfalen einmal mehr zum Treffpunkt für den Tanz in Deutschland und Europa. Die Gala zur Preisverleihung präsentiert unter Bezugnahme auf die Arbeit der PreisträgerInnen die Vielfalt der hiesigen Tanzlandschaft vom zeitgenössischen Ballett bis zum zeitgenössischen freien Tanz.

Zum zweiten Mal wird der Deutsche Tanzpreis durch den Dachverband Tanz Deutschland als bundesweite Stimme für den künstlerischen Tanz in enger Abstimmung mit dem früheren Träger Förderverein Tanzkunst Deutschland, dem Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik und der Theater und Philharmonie Essen GmbH verliehen, gemeinsam gefördert durch die Stadt Essen, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und aus Mitteln des Bundes. Schirmherr des Deutschen Tanzpreises ist, wie auch in den Jahren zuvor, Prof. Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident a. D.

Die unabhängige Jury wurde 2018 vom Träger und den öffentlichen Förderern eingesetzt. Sie entschied über Vorschläge, die von zahlreichen Verbänden, ihren Mitgliedern und Institutionen des Tanzes unterbreitet wurde. Ein Kuratorium, bestehend aus VertreterInnen der öffentlichen Förderer, des Dachverbandes Tanz Deutschland, des Deutschen Berufsverbands für Tanzpädagogik und der Theater und Philharmonie Essen GmbH, begleitet die Entwicklung des Deutschen Tanzpreises. Das Kuratorium diskutiert die Konzeption und Weiterentwicklung des Deutschen Tanzpreises und benennt die Jury.


Die PreisträgerInnen
Aus den Begründungen der Vorschlagenden und der Jury für den Tanzpreis

Gert Weigelt erhält den Deutschen Tanzpreis 2019

Gert Weigelt hat sein Leben dem Tanz gewidmet. Als Tänzer arbeitete er mit ChoreografInnen wie Hans van Manen, Jerome Robbins, Jiří Kylián, Kurt Jooss, Glen Tetley und Birgit Cullberg.

Nach seiner Tänzerkarriere und dem Studium der künstlerischen Fotografie begleitete er mit der Kamera die herausragenden ChoreografInnen unserer Zeit, wie Pina Bausch, Hans van Manen, Maurice Béjart, Susanne Linke, William Forsythe, Gerhard Bohner oder Martin Schläpfer.

Weigelts Arbeiten sind nicht allein Dokumente des Tanzes, sie sind eine eigene Kunst. In ihnen werden äußere Form und innere Bewegung offenbar. Sie sind eine Feier der Bewegung und der Körper. Sie sind eine Feier des Tanzes, der immer wieder neue Perspektiven bietet, das Verborgene, Unentdeckte für uns sichtbar werden lässt. Im Moment des Bildes scheinen die Bühne, der Fotograf und die Kamera eins geworden, um die Seele des Tanzes festzuhalten – für einen Augenblick.

Mit seinen Arbeiten hat Weigelt der flüchtigen Kunstform Tanz den Weg bereitet in Publizistik und Medien, mithin auch in die digitale Welt. Er stellt die TänzerInnen ins Zentrum seiner Werke, rückt jene ins Bild, die den Tanz erst erschaffen – mit ihrer Anmut und Leidenschaft, Grazie und Energie, mit Sex-Appeal und Strenge.


Eine Ehrung für herausragende künstlerische Entwicklungen im zeitgenössischen Tanz erhält Isabelle Schad

Die Tänzerin und Choreografin Isabelle Schad studierte klassischen Tanz in Stuttgart und tanzte für zahlreiche ChoreografInnen. Seit 1999 produziert sie ihre eigenen choreografischen Arbeiten – an der Schnittstelle zwischen Tanz, Performance und Bildender Kunst.

Isabelle Schad ist eine Körperforscherin. Die Suche nach den inneren Bewegungsimpulsen, nach dem, was sich im Körper bewegt, bildet dabei den Anfangspunkt ihrer Choreografien. Damit ist der Körper nicht Werkzeug für choreografische Figuren oder eines bestimmten Ausdrucks. Er durchläuft ständige Metamorphosen, wird beobachtet und immer wieder neu ins Spiel gebracht. Ihr Tanz und die Körper ihrer Tänzer wollen weniger ein festes Bild, eine klare Form des Ausdrucks geben, sie lassen eher uns erleben, wie aus Bewegungen die künstlerische Form wird. Und wenn diese Prozesse auf die TänzerInnen übertragen werden, entstehen zugleich ganz neue Formen des kollektiven Arbeitens.

Dieser besondere Schaffensprozess hat den zeitgenössischen Tanz der letzten Jahrzehnte maßgeblich beeinflusst. Die Arbeiten von Isabelle Schad sind hierfür herausragende Beispiele.


Eine Ehrung für herausragende künstlerische Entwicklungen in sozialen und partizipativen Projekten des Tanzes erhält Jo Parkes

Jo Parkes ist Tanz- und Videokünstlerin. Seit 17 Jahren initiiert und leitet sie partizipative Tanzprojekte (Community Dance), innovative Kunstprojekte mit TeilnehmerInnen ganz unterschiedlicher sozialer oder kultureller Herkunft. So entstand auch JUNCTION, ein Programm von Tanz- und Videoworkshops in vier Berliner Unterkünften für geflüchtete Menschen.

Motiviert von der Überzeugung, dass jeder Mensch ein Recht auf Teilhabe an Kunst und insbesondere zeitgenössischer Tanzkunst hat und dass Tanz ein Erfahrungsfeld bietet, in dem individuelle wie auch soziale Themen auf einer ästhetisch-expressiven Ebene bearbeitet und gestaltet werden können, hat sie mit verschiedensten Gruppen gearbeitet, vor allem solchen, die sozial wie politisch benachteiligt und vernachlässigt werden.

Die künstlerischen Projekte von Jo Parkes vermitteln in außerordentlich eindrucksvoller Weise, wie Tanz in unsere Gesellschaft hinein wirken kann. Sie stehen exemplarisch für viele Entwicklungen des Community Dance in Deutschland und für das gesellschaftliche Engagement der ProtagonistInnen des Tanzes.


Tanz-Gala und Symposium

Die Gala zur Verleihung des Deutschen Tanzpreises wird – wie es bereits in den letzten Jahrzehnten Markenzeichen des Preises war – die künstlerischen Beiträge unter Bezugnahme auf die Arbeit der PreisträgerInnen in den Mittelpunkt stellen und dem Publikum ein facettenreiches Programm mit internationalen Gästen bieten.

Begleitend richtet der Dachverband Tanz Deutschland am 18./19. Oktober auf PACT Zollverein ein Symposium unter dem Titel „Positionen: Tanz“ aus.

Das detaillierte Programm der Tanz-Gala wird im Frühsommer bekannt gegeben. 

 

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