„Ein letzter Tango“, ein Film von German Kral

„Ein letzter Tango“, ein Film von German Kral

„Un Tango más“

German Krols „Ein letzter Tango“ ist nun in den Kinos

Regelrecht hineingezogen in die Welt des Tangos wird man bei diesem Dokumentarfilm, der das wohl berühmteste Tangopaar María Nieves und Juan Carlos Copes porträtiert.

München, 08/04/2016

Weiche Bandoneon-Rhythmen, schlanke Beine auf hohen Stöckeln, die über den Boden gleiten – und die Melancholie des Alterns: das ist German Krals „Ein letzter Tango“. Ein Film, den man nicht anschaut, nein, man betritt ihn wie einen weiten offenen Raum; schwebt hoch über dem nächtlichen Buenos Aires; wandelt durch Milongas, diese Tanzpaläste einer vergangenen Ära. Und wird hineingezogen in den Lebensroman von María Nieves und Juan Carlos Copes, die den argentinischen Tango der Hafenkneipen und schummrigen Clubs zum elegant-erotischen Showtanz für die internationalen Bühnen entwickelten.

Nieves war 14, Copes 17, als sie sich ineinander und in den Tango verliebten. Für diese Dokumentation haben sich die beiden, beim Dreh sie 80, er 83, noch einmal getroffen und schonungslos offen einen Rückblick auf ihre 50jährige komplizierte Partnerschaft gewährt. Die Kamera (Jo Heim, Félix Monti) zoomt dicht an die Protagonisten heran, dass man sich selbst im Gespräch mit ihnen glaubt, vor allem bei María Nieves, der eigentlichen Heldin dieses Films. Die Verletzung über das Ende ihrer privaten Beziehung nach über zwanzig Jahren ist nie verheilt. Für Copes, der in den kurzen Interviews mit ihm freimütig seinen damaligen Wunsch nach erotischer Freiheit gesteht, ist sie jedoch die beste Tänzerin – die er sich denn auch 1977 als Partnerin zurückholt. Und sie willigt ein, treibt ihren Schmerz, wie sie selbst sagt, in einen Hass – der sie jedoch in ihrer Kunst wachsen lässt.

Noch viel tiefer geht der Schmerz, als ihr Copes – auf Forderung seiner Frau – schließlich auch die berufliche Partnerschaft aufkündigt. Der Argentinier German Kral, übrigens ein Absolvent der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film, erreicht hier einen wunderbar leicht dahinfließenden, nie ermüdenden Wechsel zwischen Interview-Momenten und Tanz. Die wenigen alten Aufnahmen des legendären Paares werden sehr fein ergänzt durch Sequenzen junger charismatischer Tänzer. Sie empfinden die Tango-Partnerschaft von Nieves und Copes nach, die mit ihren gewagten Schrittneuerungen noch am ‚Goldenen Zeitalter des Tango’ (die Zeit zwischen 1935 und 1955) mitgewirkt haben. Und zusammen mit Astor Piazzolla Mitte der 80er Jahre auch ein neues Interesse am Tango weckten. Die Piazzolla-Klassiker „Contrabajeando“, „Fugata“ und „Libertango“ hört man gleich heraus aus dem zwanzig Nummern starken Tangoreigen von Luis Borda, einem der bedeutendsten zeitgenössischen argentinischen Tangokomponisten, zu dem sich hier noch Filmkomponist Gerd Baumann gesellt. Ein Soundtrack (erschienen am 1. April bei Sony Classical), der sich süffig-sinnlich ins Ohr schmeichelt.

 

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