„Rayazone“ von Ali und Hèdi Thabet
„Rayazone“ von Ali und Hèdi Thabet

Wenn die Menschen wie Brüder wären

„Rayazone“ von Ali und Hèdi Thabet im Ludwigshafener Pfalzbau zu Gast

Wieder einmal präsentierte der Pfalzbau eine international beachtete Produktion, die das Publikum in Trance und Begeisterung versetzte, erstmals in Deutschland.

Ludwigshafen, 02/05/2014

Zwei Brüder, belgisch-tunesischer Herkunft, haben sich dem Zirkus und dem Tanz verschrieben. Der eine erkrankt an Knochenkrebs, verliert ein Bein. Und dann findet er zusammen mit seinem Bruder auf die Bühne zurück: In „Rayazone“, dem ersten gemeinsamen Projekt der Brüder Ali und Hèdi Thabet, erkunden die beiden Artisten – unterstützt von Lionel About – wie das gehen kann, wenn sich Männer auf Brüderlichkeit einlassen.

Den Ort dafür bietet auf der Bühne – ausgerechnet – ein von Beton eingerahmter Hinterhof mit Rolltor und Gerüst, genau an der Grenze zwischen halb fertig und schon zerfallen angesiedelt. Fünf tunesische Sufi-Sänger verwandeln diesen klischeebeladenen Spielort in einen mystischen Raum: Komponist Sofyann Ben Youssef arbeitet mit dem Atem als Grundlage für diese Musik, die zwischen minimalistischen Klängen und mitreißenden Rhythmen einen starken Sog entwickelt. Die drei Tänzer verkörpern Eckpfeiler des Lebendigen: der eine ist ganz ernsthaft und aufrichtig, der andere ein mitreißender Spieler, der dritte auf Krücken und mit Tierschädel maskiert ein lebendiges Memento Mori.

Fließend, schlüssig und scheinbar ganz logisch entwickelt sich aus dem Körperkontakt ein hinreißendes und akrobatisch spektakuläres Miteinander der Artisten, verwischen sich die individuellen Unterschiede. Masken, Krücken und Verkleidung fliegen in die Ecke; was bleibt, sind drei miteinander agierende Körper, die immer wieder vergessen lassen, wo der eine anfängt und der andere aufhört. Nein, keine Inklusion: Der eines Beines beraubte Hèdi Thabet ist so ein Ausnahme-Athlet, dass seine Balance zum tragfähigen Faktor für das gesamte Zusammenspiel wird. Gesang und Tanz laden dabei zu einer Feier des Lebens ein: So könnten alle Menschen Brüder werden - nicht nur in einem tunesischen Hinterhof...

Bleibt noch anzumerken: Wieder einmal präsentierte der Pfalzbau eine international beachtete Produktion, die das Publikum in Trance und Begeisterung versetzte, erstmals in Deutschland.
 

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern