Tanz in Bern
Tanz in Bern

Tänzelndes Licht

Ein Zuschauer-Blog „Otteto. 8 Swings for His Highness“ von En-Knap

Eindrücke junger Zuschauer zur Vorstellung bei Tanz in Bern

Bern, 06/11/2013

„Die Bewegungen der Tanzenden basieren auf einer Analyse der Stimmen einzelner Instrumente“ Wow, ich bin sehr gespannt was mich erwartet. Tänzer. Musiker. Licht. Ich verfolge das Geschehen aufmerksam. Beeindruckend ist natürlich dieses abgefahrene Lichtdesign. Am Anfang - dunkles Licht - indem eine Tänzerin in dem Lichtquadrat tanzt - dieser Moment war großartig und sehr viel versprechend. Als ich raus ging, denke ich: Schön. Aber was heißt das schon? Berührt hat es mich nicht. Ich habe das Gefühl im Gegensatz zu den meisten anderen Stücken, die ich bis jetzt gesehen habe, war dieses viel klassischer. Die Tänzer haben nicht aus einem Gefühl oder von einem inneren Antrieb heraus getanzt, sondern eine exakte Choreografie abgeliefert - es war fast zu perfekt - die berühmt-berüchtigten „Ecken und Kanten“ haben gefehlt. Der Abend - trotzdem spannend und unterhaltsam.
Jasmin


Wuii, eine spannende und interessante Mischung aus visuellen und akustischen Eindrücken. Ein gut unterhaltender Abend fand am Freitag für mich in der Dampfzentrale in dem Stück „Ottetto. 8 -Swings for His Highness“ statt. Die Verbindung zwischen einer musikalischen Geschichte, begleitet durch Tänzer mit ausdrucksstarken Bewegungen, auf unterschiedlich projizierten Untergrundflächen und geleitet durch eine Stimme aus dem Off, stellte eine durchaus abwechslungsreiche Begegnung dar. Mir gefielen die schlichten Kostüme und das abwechselnde Bühnenbild, wo der Einsatz von Licht eine entscheidend bewegende Rolle spielte. Geführt durch die Dirigentin und die Musik des Orchesters, welche live gespielt wurde!, bekam der Zuschauer noch Hintergrundwissen zu dem Oktett Strawinskys. Eine gelungene ganzheitliche Komposition.
Marian


Die Frau in der Sitzreihe vor mir riecht unglaublich gut. So beginnt für mich die Aufführung von „Ottetto“. Und so verbinde ich den Geruch mit der Dirigentin, die mit dem Rücken zum Publikum steht; sie ist mir gleich sympathisch. Ich denke mir Choreografen und Regisseure sollten mehr mit Gerüchen arbeiten und dass sie damit die Zuschauer echt beeinflussen könnten. Und dann kommt eine Tänzerin auf die Bühne, die in einem Lichtquadrat tanzt und mich abholt zu einer Stunde perfekt choreografierter Bühnenshow mit Tänzern, Lichteffekten, Musikern und Lichtkugeln. Ich gehe zufrieden nach Hause, und schließe den Tanz-in-Bern-Marathon mit einem letzten Tanz.
Mira


Die Aufführung beginnt mit einer attraktiven Dirigentin, welche ein Stück in Richtung des Publikums dirigiert. Jedoch ist kein einziges Instrument zu hören. Doch durch ihre präzisen und realistischen „Dirigentenbewegungen“ kann ich mir die Musik sehr gut dazu vorstellen. Dann erscheinen fünf Tänzer, zwei Frauen und drei Männer. Sie bewegen sich wie Noten auf den von der Decke aus projizierten Streifen und Mustern. Das Bühnenbild ist sehr futuristisch und erscheint wie ein Danceclub. Verschiedene Variationen von Equalizern bewegen sich auf der weißen Bühnenfläche sowie auf der hinteren Wand zur Musik und zu einer männlichen, sehr amüsanten Stimme. Als dann noch die hintere Wand hochfährt und das Orchester erscheint, sind alle meine Sinne ausgereizt und ich weiß schon gar nicht mehr, worauf ich achten soll. Die Lichtkugeln, die immer wieder von der Decke kommen und choreografisch durch den Raum geschwungen werden, lassen es mir fast etwas schwindlig werden. Trotzdem war ich anderthalb Stunden sehr gefesselt und konnte hier und da auch etwas lachen. Mein Fazit: Klasse choreografisch umgesetztes Licht-Ton-Tanz-Spektakel auf höchstem Niveau. Chapeau!
Julian


So, ich saß in einem Stück, ich habe mir Gedanken dazu gemacht - aber ich komme einfach nicht zu einem Entschluss, wie ich dazu stehe.
Es war wohl choreografisch sehr präzise einstudiert, sodass ich schönen Bewegungen und passgenauen Reaktionen von 5 Tänzern zusehen konnte. 8 Musiker spielten ihre Blasinstrumente live - ebenso schön und gut. Und dann gab es obendrauf noch eine Lichtshow; die bestand aus Projektionen, die mich an diese eher mittelguten Zufallsmuster meines alten Windows 95-Musikplayers erinnerten und fünf kugelförmigen Lampen, die wie weiße runde Knallbeeren an langen Schnüren von der Decke hingen. Eine Dirigentin gab es auch noch.

Ja, nun denn. Ich habe gerne zugeguckt und ich hab auch schon verstanden, dass da Musik auf diverse Weisen visualisiert werden sollte (um genau zu sein Strawinskys 'Oktett'), was den Tanzenden sehr gut gelang meines Erachtens nach - dennoch hat mich das alles nicht wirklich berührt und ich frag mich, wie die beiden Tänzerinnen und vor allem ihre nackten Knie das ganze Rumrutschen auf dem Tanzboden aushalten konnten, wenn mir schon das Quietschen eine Gänsehaut den Rücken runterschickte; und wichtiger noch: was davon an mich herantreten sollte? Irgendwas mit 8 glaub ich. Aber wie gesagt: keine Ahnung.
Kathi


Ich sitze in der ersten Reihe als „Ottetto“ beginnt und eine Frau sich an den Notenständer stellt und uns als Publikum dirigiert, als spielten wir eine stille Symphonie. Nach und nach kommen TänzerInnen hinzu; nun werden diese dirigiert und tanzen zu der Musik, die sie in ihren Köpfen zu hören scheinen. Es macht Spaß, das zu sehen, vor allem, weil ich so nah sitze, dass ich sehen kann, wie unglaublich wach und aufmerksam die Darstellenden auf der Bühne sind und weil ich beeindruckt bin von den klaren, schönen Bewegungen auf der Bühne. Dieser erste Teil interessiert mich sehr und ich wünsche mir, dass das ganze Stück so läuft und die TänzerInnen sich in Ekstase tanzen, ohne dass eine Musik zu hören ist. Deshalb bin ich etwas enttäuscht, als die acht MusikerInnen einsetzen und immer mehr Soundeffekte und visuelle Eindrücke hinzukommen. Mir wird das alles zu viel und es verliert an Klarheit. Das Lichtdesign begeistert mich allerdings; ich fühle mich erinnert an alte Computerspiele wie Snake und Minesweeper. Diese leuchtenden Kugeln, die von den Wänden hängen, werden für meinen Geschmack aber viel zu exzessiv benutzt und fangen an mich ziemlich zu nerven. Bei diesem Stück geht es um Formen, um Technik, wie wir auch in einer Tonaufnahme hören - „hier soll kein emotionales Werk geschaffen werden“. Die Absicht kann ich absolut erkennen, finde sie aber teilweise etwas verloren, wie wenn die TänzerInnen fast spirituell und zu kitschig mit diesen Leuchtkugeln umgehen. Insgesamt ein sehr interessanter Ansatz, aber ich frage mich trotzdem, was ich damit anfangen soll, und gehe eher verwirrt aus der Vorstellung.
Anne


Wir sind ein stummes Orchester. Wir hören einen Komponisten sprechen, der schon tot ist. Wir sehen Tänzer als Noten durch ein Science-Fiction-Notensystem hüpfen. Wir erschrecken uns ein bisschen vor Kugeln, die von der Decke kommen und pendeln. Vieles an „Ottetto“ ist virtuos, einiges sogar tatsächlich lustig. Und es basiert auf einer interessanten Grundidee, eine Komposition quasi Instrument für Instrument zu vertanzen. Diese Idee wird aber immer wieder aufgebrochen und es werden ganz unterschiedliche, originelle Erzählweisen gefunden.
Kurz: Ein hübsch und gekonnt durchinszenierter Abend, den ich gerne verfolgt habe, der mir aber wenig Reibungsfläche bietet. Oder, um es so zu sagen: Schwingende Kugeln haben schon mal schwerwiegendere Konsequenzen ausgelöst.
Fabian


„Ottetto“: Im Programmheft von TANZ IN BERN steht im ersten Satz der Einleitung: „ VON DER ERSTEN GESTIK AN BIS ZUM LETZTEN SCHLUSSAKKORD IST DA DIESES GEWISSE AUGENZWINKERN.“. Musiker, Tänzer und eine Dirigentin verbeugen sich vor uns und auch ich möchte ihnen zuzwinkern. Sie lösen in mir ein leichtes Lächeln aus, das von außen nicht wirklich sichtbar ist, weil es tief in mir drin ist, wie ein kleiner Schatz, den ich verberge und bis zum SCHLUSSAKKORD nicht hergeben will.
Und an die Tänzer von OTTETTO, TANZT, TANZT SONST SIND WIR VERLOREN!
Danke an alle die in irgendeiner Form mit dem TANZ IN BERN zu tun hatten.
Jonas


Musik, wie Tanz, das ist Mathematik, das ist Technik, das sind 5 TänzerInnen, 8 Musiker mit Blasinstrumenten, 1 Dirigentin, 3 Beamer, 5 nostalgische Kugellampen. Da wird eine Komposition - nämlich Strawinskys „Oktett“ (1923) - ausgeleuchtet, aufgefächert, analysiert, durch und mit Tänzern dargestellt.
Irgendwie habe ich das Gefühl, zum ersten Mal an diesem Festival in einem ‚Tanzstück‘ zu sitzen, so wie ich mir das vorgestellt habe. Die Geschwindigkeit und Bewegungen der Tänzer beeindrucken mich, die komplexe Technik hinter projiziertem Bild an Boden und Rückwand, im symbiotischen Einklang mit Musikern und Tänzern kann ich nur erahnen. Besonders gut gefallen mir die unterschiedlichen Anatomien der Tänzer, die größtes Feingefühl füreinander zeigen. Die Auseinandersetzung mit der Komposition, unter der Leitung des Choreographen Iztok Kovac, führt, nach der Zerlegung in ihre Einzelteile, wieder zu einer neuen Komposition. Ich war hellwach und angenehm unterhalten.
Melina


Ich musste mir während der ganzen Aufführung überlegen: Warum bleibe ich außen vor? Während eine Tänzerin in schwarzem Kleid auf einem riesigen Sudoku-Feld herumhüpft, beginne ich mir eine Theorie zurecht zu legen, weshalb mich irgendwie Tanzaufführungen (also allgemein) nicht berühren. Eines meiner Fazits ist, dass ich nach einem „Warum“ für die Bewegungsimpulse suche (mein Wortschatz ist unmissverständlich infiltriert von unserem Darstellungsunterricht). In dieser Aufführung verstehe ich nicht, was die Performer dazu antreibt, mir ihre Aufführung vermitteln zu wollen. Ich weiß nicht, ob es an der Aufführung liegt oder ob ich einfach die Sprache des Tanzes nicht verstehe. In aller Demut möchte ich aber abschließend noch in Bezug auf die körperliche Leistung der Performer sagen, dass ich davor meinen größten Respekt bekunde.
Paulina
 

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