Auf der Suche nach den Stärken: „TanzZeit – Zeit für Tanz in Schulen“

„Auf der Bühne seid Ihr Tänzer!" Hinter den Kulissen von "TanzZeit – Zeit für Tanz in Schulen". Eine Dokumentation von Sanna v. Zedlitz

Berlin, 16/11/2009

„Es sind viele Mosaiksteinchen, aus denen ich ein Bild der ersten drei Jahre des Projekts für all jene zusammenzusetzen versuche, die sich für Tanz und für „TanzZeit“ interessieren, und sei es nur, weil alle plötzlich davon reden“, umreißt Sanna von Zedlitz, freie Journalistin und Kunsthistorikerin, die von 2006 bis 2007 für die „TanzZeit“ in Berlin im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mitgearbeitet hat, das Anliegen dieser Dokumentation. Aus den vielfältigen Beobachtungen und Analysen von Tänzern, Choreografen und Pädagogen, die als „TanzZeit“ - Dozenten in den unterschiedlichsten Schulen und Klassenstufen gearbeitet haben, und den Wortmeldungen von Kindern und Jugendlichen, Lehrern und Eltern entsteht auf rund hundert Seiten eine Zwischenbilanz der besonderen Art. Dies sind fantasievolle Innenansichten der leidenschaftlichen Anfänge eines Kunstprojekts mit bisher 6000 Schülerinnen und Schülern. In ihrem Bemühen, Tanz in einem sozialen Kontext zu verankern, genauer: den Heranwachsenden implementiert in den Schulunterricht Zugang zum Kulturgut Tanz zu verschaffen, sind die Initiatorin Livia Patrizi (Künstlerische Leiterin) und ihre Mitstreiter stark durch das Wirken von Royston Maldoom beeinflusst. Das Engagement des britischen Choreografen im Community Dance hat wie eine Initialzündung gewirkt. Er konnte als Mentor für „TanzZeit – Zeit für Tanz in Schulen“ ebenso gewonnen werden wie Schirmherrin Sasha Waltz.

Berlin tanzt also an Schulen. Aus den ursprünglich 37 Schulklassen der Pilotphase sind heute bereits über 300 Klassen geworden. Das Buch gibt in authentischer Manier Auskunft über die Startphase und bietet ein Forum - für das, was Schüler und Eltern sich von der Teilnahme an dem Projekt erwarten, wie Lehrer zu Pionieren in Sachen Kulturgut Tanz wurden und wie kreativ die „TanzZeit“ - Dozenten im Team arbeiten.

Die Auszüge aus Arbeitsprotokollen und Künstlerberichten sind hierbei von besonderem Wert: Sie spiegeln den beiderseits vielschichtigen Vorgang einer aktiven Begegnung von Schule und Tanzkunst; bezeugen eine lebendige, vertrauensvolle, fordernde und lustvolle Zusammenarbeit ebenso wie das Kommunizieren von Vorurteilen, Enttäuschungen und Erwartungen.

„TanzZeit“ ist ein Prozess der Wertschätzung durch Wissen und Respekt. Der Leser erfährt detailgenau, was zu tun ist, wenn’s mal nicht glatt läuft.

Anregend zum Weiterdenken und zum Austausch sind viele Erkenntnisse für die TanzZeit - Künstler selbst. Sie lernten, zu begreifen, dass es um prozess- oder ergebnisorientiertes Arbeiten in der tänzerischen Unterrichtsgestaltung geht. Öffentliche Teilhabe am Kulturgut Tanz bedeutet Bildung; dies erfordert zugleich die Fortbildung der „TanzZeit“ – Dozenten. Auch davon sprechen die Akteure.

Die Publikation ermöglicht einen kenntnisreichen Blick hinter die Kulissen einer künstlerischen Bildungsinitiative in Sachen Tanz, die klein anfing und in kurzer Zeit durch das Engagement von Vielen große Resonanz gefunden hat, und in der alle Beteiligten mit viel Freude am gemeinsamen Tun Lernende sind. Die Fotografin Marion Borriss begleitet „TanzZeit“ seit 2005. Ihre atmosphärischen, in schwarz-weiß gehaltenen Fotos spiegeln Freude und Konzentration, Versunkenheit und Gemeinsamkeit.

Das Buch ist eine Spurensuche, die offen nach den künstlerischen und zwischenmenschlichen Glücksmomenten fragt, die durch Tanz entstehen können, „damit Kinder wissen, was sie wollen könnten“ (Sanna von Zedlitz). Wer wissen möchte, warum an so vielen Schulen in Berlin getanzt wird, welche Schwierigkeiten es gab und gibt, wie Erfolge zu messen sind, wie es weitergeht, sollte diese fesselnden ehrlichen Berichte lesen: Kinder, Jugendliche, Schulleiter, Lehrer, Väter, Mütter, Kulturpolitiker - greift zu und lest.

„Auf der Bühne seid Ihr Tänzer!“ Hinter den Kulissen von TanzZeit – Zeit für Tanz in Schulen. Eine Dokumentation von Sanna v. Zedlitz. Mit Fotografien von Marion Borriss, kopaed Verlag, München 2009, 12 Euro, ISBN 978-3-86736-081-4
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