„Legends of the Storm“

Optische Attraktion sind die Tänze der Männer

München, 06/01/2008

Wo, bitte, liegt Sakartwelo? Ach so, Georgien ist gemeint, die ehemalige Sowjetrepublik im Kaukasus zwischen Russland, Aserbaidschan, Armenien und der Türkei. - „Legends of the Storm“, bereits in Paris, Peking, Moskau und den USA gefeiert, lässt uns jetzt im Münchner Deutschen Theater Georgiens bis in die Antike zurückreichende, multiethnisch geprägte Musik- und Tanzkultur erleben.

„Ganz sicher ein nächstes Riverdance“ titelte eine Zeitung in Los Angeles. Genau das sind diese „Sturmlegenden“ glücklicherweise nicht, wobei man dem Mammutspektakel von „Riverdance“ allen Respekt zollt. Zugegeben: Der Franzose Pascal Jourdan (Regie und Arrangements) hat dem - bereits 1885 gegründeten - Tifliser Erisioni-Ensemble einen herkömmlichen Show-Rahmen verpasst, jedoch ohne plump zu verkommerzialisieren. Wenn die neun Sänger ihren polyphonen A-cappella-Chorgesang anstimmen, versteht man, warum diese Musik 2001 zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Und so einen ganzen Abend lang wunderbare Klänge und Melodien: von virtuos gespielter Salamuri, einer sehr hellen Flöte, von den Zupfinstrumenten Panduri und Tchonguri, von Dudelsack und Akkordeon. Ein Schlagzeug, als zeitgenössischer Touch, fügt sich ein. Trommel-Rhythmus haben aber schon die drei selbstbewusst die Doli schlagenden Knirpse des Ensembles im Blut.

Optische Attraktion sind natürlich die Tänze der Männer. In rasendem Flitzfuß-Tempo fechten sie, schnellen in die Luft, wirbeln auf Knien Manegen in die Runde - alle Bewegung, bis hinein in die kriegerisch energisch ausholenden Arme, Kraft- und Geschicklichkeitsakte pur. Sicher hat sich über Jahrzehnte auch die ein oder andere Fremdvokabel eingeschlichen. Vielleicht aus dem klassischen Ballett. Einen Einfluss, den man besonders bei den überaus vornehm und homogen geführten Händen und Armen der Damen vermutet. Viel Bewegung war ihnen in historischer Zeit nicht vergönnt. Wie Figurinen - der Präzisions-Trippelschritt unterm langen Rock verborgen - schweben sie vor allem nur anmutig über die Bühne. Dagegen haben jüngst, wie in einer TV-Dokumentation erfahren, Volkstänzerinnen protestiert. Sie wollen ab jetzt auch die Männerpartien tanzen. Demnächst also „Legends of the Storm II“?

Bis 13.01., 089/ 5523 44 44, www.deutsches-theater.de

Kommentare

Noch keine Beiträge