Ein Muss für Pina-Fans!

Ausstellung „Räume Träume“ im Museum Bochum – Rauminstallationen von Peter Pabst

Bochum, 12/11/2008

Wenn die „Drei Wochen mit Pina“ um sind, dann werden im Museum Bochum weiterhin Spuren dieses Tanzfestes zu sehen sein. Peter Pabst, der langjährige Bühnenbildner von Pina Bausch, hat für das komplette Erdgeschoss des Museums ein ungewöhnliches Konzept erarbeitet. Noch bis zum 1. Februar zeigt er Rauminstallationen seiner Arbeiten für sechs Bühnenstücke von Pina Bausch, in die er Fotografien von Guy Delahaye integriert hat, der ebenfalls seit 1980 ein treuer Begleiter von Bausch-Produktionen ist. Dieses Kunsterlebnis aus der Welt des Theaters erfordert(e) den Einsatz von vielen Menschen und das Heranschaffen großer Mengen an Materialen: 240 Birkenstämme, 5400 Kunstblumen, 300 m2 Rollrasen, 68 m3 /70 t Erde, 25 t Bittersalz, 2 m3 Rheinsand, 1500 Grünpflanzen, 5000 l Wasser. Und alles muss während des laufenden Betriebs sauber gehalten und gepflegt werden; eine große Herausforderung für die Museumsmitarbeiter.

„Eigentlich ist es eine Bodenausstellung“, so der Künstler. Bekanntlich waren die besonderen Tanzböden immer ausschlaggebend für den anderen Bewegungsmodus bei Bausch-Stücken. Was auf der Theaterbühne für die Tanzenden galt, ist nun von Ausstellungsbesuchern nachvollziehbar. Gefordert beim Betreten des Foyers ist Achtsamkeit gefordert: ein Meer an rosafarbenen Kunstblumen empfängt die Besucher. Was Kinder in Entzücken versetzt, kann für Erwachsene unter Umständen beschwerlich werden. Doch die Kunstblumen verkraften auch das Umgeknickt-Werden. Dass es sich um das Bühnenbild aus „Nelken“ handelt, ist Tanzkennern sofort klar. Eine Fotowand mit raumgroßen Schwarzweiß-Fotografien sorgt für die Re-Imaginierung des Tanzes.

Jeder Raum hat eine andere Atmosphäre: einen anderen Bodenbelag, andere Farben, anderes Licht, andere Gerüche. Auf dem Grün des Rollrasens tummeln sich die Grünpflanzen und verharrt ein ausgestopftes Reh („1980“). Eine Nebelmaschine sorgt für eine Nebelschwaden- Atmosphäre, die breite Fensterfront des Museums lässt die Außenwelt wie ein Aquarium erscheinen. Was ist drinnen, was ist draußen? Die Grenzen zwischen Natur- und Kunstraum verschwimmen. Reale Erfahrung wird ästhetisiert, Kunstwelten werden erlebbar. Im nächsten Raum sinken die Füße in lockere Torferde („Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehört“), danach folgt harter, dunkel glitzernder Schotterbelag. Auf der Wasserfläche in der Mitte schwimmt eine Art Insel, die man betreten kann („Ein Trauerspiel“). An den Rändern des Bassins lassen sich die unter Wasser angebrachten und beleuchteten Tanz-Fotografien betrachten. Plötzlich steht man an der Rückseite eines Bühnenaufbaus. Wer sich hier traut, eine Türklinke zu drücken, steht nicht nur in einem komplett weißen Bühnenraum, sondern mittendrin in einer mitreißenden Tanzperformance („Two Cigarettes in the Dark“). Musik- und Videoinstallationen machen es möglich. Den faszinierenden Abschluss bietet der Schnee-Raum („Tanzabend II. Das Madrid-Stück“). Beim Laufen zwischen Birkenstämmen und beim Stapfen durch weißes Bittersalz ist die Winterassoziation fast perfekt, bis auf die Temperaturen. An der seitlichen Wand erinnern Fotografien an den Ursprung dieser Installation im Bühnentanz. Es gibt keinen Katalog und keine kunstwissenschaftlichen Texte, es gibt zum Nachlesen nur Zitate aus Besprechungen der entsprechenden Tanzvorstellungen. Unangekündigt finden immer wieder Live-Performances durch Mitglieder des Wuppertaler Tanztheaters statt. Die Ausstellung ist ein Muss für Pina-Fans!
 

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern