Iwanson will private Fachakademie werden

„Jetzt wäre der Moment gekommen, unsere Schule formal ins öffentliche Bildungssystem zu integrieren“

München, 12/12/2007

Schon der Start Mitte der 70er Jahre war spannend: In Jessica Iwansons Dance Center direkt am Gärtnerplatz konnte man den Modern Dance der Graham-Richtung und den US-Jazzdance lernen – für damalige Münchner Verhältnisse geradezu avantgardistische Tanzdisziplinen. Neben ihrem eigenen Unterricht hatte die attraktive Schwedin damals schon illustre Gastlehrer aus England, Frankreich und den USA, die jeweils neue Stile und Tendenzen mitbrachten. Aus ihrem Studio, offen für Profis wie Amateure, hat sich ab 1982, vor allem durch die zielstrebige Planung von Schul-Leiter und Lebenspartner Stefan Sixt, eine international renommierte Ausbildungsstätte für professionellen zeitgenössischen Tanz entwickelt.

30 Jahre Iwanson Schule, darauf könnte man sich zufrieden ausruhen. „Dafür habe ich noch zu viel Unternehmungsgeist“, meint der Ex-Sportler und Politologe Sixt, der sich ganz dem Tanz verschrieben hat. „Jessica und mir liegt jetzt am Herzen, Pfeiler für die Zukunft einzusenken, damit die Schule, die Ausbildung auch nach uns weiterbesteht. Der erste Pfeiler ist unsere Iwanson-Sixt-Stiftung. Was die Münchner Heinz-Bosl-Stiftung für das klassische Ballett leistet, wollen wir für den zeitgenössischen Tanz erbringen. „Heißt: Stipendien, Zuschüsse für Workshop- und Wettbewerbsteilnahme und einen Preis, den „Isadora-Award“, den bereits drei Absolventen erhielten. „Ganz wichtig“, Sixt insistierend, „ist auch unser JTM-Projekt, sprich 'Junger Tanz München'. Wer eine Debütförderung von der Stadt erhält, ist mit seinem Choreographie-Erstling doch gleich knallhart professioneller Kritik ausgesetzt. Die Newcomer müssen praktisch schon in der Bundesliga mitspielen. Wir ermöglichen ihnen, ähnlich dem U 21-System im Fußball, einen sanften Einstieg, indem wir sie bei ihrer ersten Arbeit beratend begleiten.“

Gärtnerplatz-Tanzchef Henning Paar, der Kemptener Tanzchef Jochen Heckmann und Allround-Tanzmacher Ismael Ivo haben sich schon engagiert als Mentoren angemeldet. Gasteig-Chefin Brigitte von Welser will JTM-Choreographen in den Carl-Orff-Saal holen. Bettina Wagner-Bergelt vom Staatsballett sieht Möglichkeiten, JTM in das von ihr kuratierte Dance 2008 einzubeziehen. Gute Aussichten also.

Was fehlt, ist ein Probenraum und dessen Finanzierung. Sixt hat Kulturreferent Hans-Georg Küppers sein JTM-Projekt als „Erweiterung“ des dreigliedrigen städtischen Fördermodells (Debüt-, Projekt- und Optionsförderung) vorgeschlagen. Da Sixt mit seiner Stiftung die Infrastruktur bereitstellt, hofft er auf ein positives Echo der Stadt. Und der zweite Zukunfts-Pfeiler? Sixt: „Es gibt nicht viele Ausbildungsstätten für zeitgenössischen Tanz. Die Essener Folkwanghochschule, die Palucca-Schule in Dresden, die Rotterdamer Tanzakademie, die Iwanson Schule. Mit 130 Vollzeitstudenten, fast die Hälfte davon aus dem Ausland, stehen wir sehr gut da. Die meisten Tänzer und Choreographen der freien Münchner Tanzszene sind aus der Iwanson Schule hervorgegangen.

Jetzt wäre der Moment gekommen, unsere Schule formal ins öffentliche Bildungssystem zu integrieren.“ Das Verfahren, so Sixt, sei sehr kompliziert. Aber wenn der dafür zuständige Kunst- und Wissenschafts-Minister Thomas Goppel dem Tanz so gut gesonnen ist wie Kulturreferent Küppers – für Sixt eindeutig „Münchens „Tanzreferent“ –, dann müsste das gelingen und die Landeshauptstadt, ohne großen Aufwand, ohne große Kosten, in Bälde eine private Fachakademie für zeitgenössischen Tanz bekommen – was ihr ja nicht schlecht anstünde.

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