Hubbard Street Dance Chicago mit „Selection“

Donnerwetter, sie sind noch besser geworden! Vor etwa zehn Jahren gastierte die von Lou Contes 1977 gegründete Hubbard Street Dance Company Chicago (HSDC) im Münchner Deutschen Theater. Jetzt unter der Leitung seines Nachfolgers Jim Vincent machen die Hubbard-Tänzer den Entertainment-Tempel regelrecht zur Wellness-Oase. Im Rhythmus und Schwung dieser Superbeweger um Jahre verjüngt, möchte man gleich dazuspringen.

Die fünf Stücke sind alle auf Jugend, Dynamik und Energie angelegt. Bei Daniel Ezralow, einer, der immer Schräges im Sinn hat, kriegt das Ensemble eine Art Manager-Warm-up für den aufreibenden City-Alltag , gelenktrainierendes Hüpfen inbegriffen. Susan Marshall hat sich für ihr „Kiss“ einen an Gurten frei schwebenden Schmuse-Pas-de-deux ausgedacht. Nach diesen Hors-d'oeuvres dann Twyla Tharps „Baker's Dozen“ von 1979, so frisch wie eben kreiert. Tharp, die im selben Jahr als Choreographin von Milos Formans Flower-Power-Streifen „Hair“ einem breiten Publikum bekannt wurde, hat zu Willie „The Lion“ Smiths Klavierneckereien eine Tanz-Party entworfen:

Aufforderungen der Herren, Schwelgen der Damen mit dem einen, dann dem anderen Galan. Ein irres, superlativ gekonntes Gemisch aus Ballett, Broadway, Jazzdance und frei erfundener Geste, alles mit einem Tupfer Ironie - und sooo hinreißend nonchalant getanzt. Das Haupt-Menu servieren Jim Vincent und der Madrider Tanzchef Nacho Duato - beide Ex- Mitglieder des Nederlands Dans Theaters , die ihre Prägung nicht verleugnen. Im Stil NDT-nah schreitet, schwärmt, stiebt jeweils eine Art um Gemeinschaft und Zusammenhalt ringender Stammestanz über die Bühne: extrem dynamisch bewegt, dicht im Vokabular, bei Vincent eher in kantiger Kontur, bei Duato bis an den Rand einer flutenden Akrobatik. Da entwickelt sich Sog, baut sich Spannung auf, die sich am Ende in tosendem Applaus entlädt.

bis 22. 7., 20 Uhr, sonntags 19 Uhr, 089/55 23 44 44 www.deutsches-theater.de