Bunter Hühnertanz am Fuß des Kolosseums
Frederick Ashtons „La Fille Mal Gardée“ in der römischen Oper
A Study of Four Ballets with choreography by Frederick Ashton
Das ist eine DVD, von der ich mir wünschte, dass sie den Anfang einer ganzen Reihe markiert: distributed by Dance Books, 4 Lenten Street, Alton, GB GU34 1HG (und leider mit dem Vermerk versehen: Purchase of this video is restricted to educational libraries and archives). Dahinter steht das Centre for Dance Research at Roehampton University, London, und deren Direktorin Stephanie Jordan, die ja auch Autorin des hier schon im kj vom 16.04.2002 sehr positiv besprochenen Buches „Moving Music: Dialogues with Music in Twentieth-Century Ballet“ ist. Sie hat sich hier mit Geraldine Morris zusammen getan, einer früheren Tänzerin des Royal Ballet und heute Senior Lecturer an der Roehampton University (die eine Zentralinstitution der englischen Strawinsky-Forschung ist – mit einem auch im Internet zugänglichen Katalog der vertanzten Strawinsky-Werke).
Die DVD gliedert sich in zwei Teile, die von den beiden Autorinnen kommentiert werden. Der erste Teil ist „Analytical Documentary“ überschrieben und bietet Ausschnitte aus Ashtons Versionen der „Scènes de ballet“ (1948), von „Persephone“ (1961), „Le Baiser de la fée“ (1935) und „Le Rossignol“ (1981) – mit den Tänzerinnen Mara Galeazzi, Isabel McMeekan und Natasha Oughted sowie Federico Bonelli. Die werden, durchweg von Henry Roche am Klavier begleitet, von den beiden Damen gründlich analysiert und dann mit den Tänzern erarbeitet, und es ist faszinierend, zu verfolgen, wie sich dabei unverkennbar Ashtonsche Bewegungsmuster herauskristallisieren, gespeist von seiner hochsensiblen Musikalität. Als Coaches wirken hier auch Antoinette Sibley, Anthony Dowell und Frederic Franklin mit.
Im zweiten Teil gibt es dann als Special Features das „Persephone“-Duo von Persephone und Pluto, getanzt von Svetlana Beriosova und Keith Rosson, die Solo-Szene III aus „Le Baiser de la fée“, einmal in der MacMillan-Version (Isabel McMeekan) und einmal von George Balanchine (mit Nichol Hlinka) sowie die drei Akt-Schlüsse mit den Soli des Fischers aus „Le Rossignol“ (Bonelli) und dann noch einmal vier Kostproben aus den vier Strawinsky-Balletten von Ashton. Mit einem Ensemble-Ausschnitt aus den „Scènes de ballet“ ist auch das Holländische Nationalballett beteiligt.
Das Ganze ist eine fabelhafte Schule des Sehens, die einführt in technische wie stilistische Prinzipien von Ashtons Art zu choreografieren. Wie gesagt: das wünschte ich mir auch für Ballette von Petipa, Fokine, Nijinsky, Nijinska, Massine, Balanchine, Tudor, Robbins bis zu Cranko, MacMillan und Béjart – und natürlich auch für die Modernen von Duncan, Graham und Wigman bis zu den Repräsentantinnen und Repräsentanten des Tanztheaters. Auch wenn ich dazu einen speziellen Raum für meine Tanz-Videothek anmieten müsste.
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