Frédéric Flamand neuer Direktor in Marseille

Marseille, 28/09/2004

Der belgische Choreograf Frédéric Flamand wurde gestern zum neuen Leiter des Balletts von Marseille ernannt. Er wird damit Nachfolger von Marie-Claude Pietragalla, die im Februar nach Protesten der Tänzer von ihrem Posten abgesetzt worden war (siehe unsere tanznetz-Meldung vom 22.2.2004). Flamand, der nach dem Willen des französischen Kultusministeriums das Ballet National de Marseille sowie die angeschlossene École supérieure de la Danse ab dem 1. Dezember leiten soll, war bisher Leiter von Charleroi/Danses, dem Centre chorégraphique de la Communauté française de Belgique. Letztes Jahr leitete er den künstlerischen Bereich Tanz bei der Biennale von Venedig. Gleichzeitig wurde der ehemalige Pariser Étoile-Tänzer Eric Vu-An zum „Ballettmeister in der künstlerischen Leitung“ ernannt und soll für den Erhalt der klassischen Technik der Kompanie und einen dynamischen Austausch zwischen Schule und Ballett sorgen. Vu-An war zuvor Ballettdirektor in Bordeaux und ist zurzeit Direktor in Avignon.

Die Ernennung Flamands ging in Frankreich mit großen Diskussionen einher und wurde in den letzten Wochen immer wieder hinausgezögert. Brigitte Lefèvre, die Direktorin des Pariser Opernballetts, hatte sich in einem Zeitungsinterview gegen Flamand ausgesprochen. Das Ballet National de Marseille ist nach Paris die zweitgrößte klassische Kompanie Frankreichs und soll auch weiter klassische Ballette aus dem Repertoire tanzen. Kritiker der Ernennung befürchten eine Veränderung bzw. Verkleinerung des Ballet National de Marseille zu einer rein zeitgenössischen Kompanie. Eine weitere Anwärterin auf den Direktorenposten in Marseille war Sasha Waltz, die vor kurzem beschloss, an der Berliner Schaubühne zu bleiben.

In einem ersten Interview sprach Flamand von einem „Dialog zwischen den verschiedenen Techniken, zwischen klassisch und zeitgenössisch“. Es gehe ihm aber auch um einen Dialog mit anderen Künsten, mit der Architektur, den visuellen Künsten wie Video und neuen Techniken. Er will in Marseille seine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Architekten fortsetzen.

Kommentare

Noch keine Beiträge