Begehren und Abneigung

„frère & soeur“ von Mathilde Monnier im Rahmen des Festivals ImPulsTanz

Wien, 29/07/2006

Sie zählt zu jener raren Spezies der Choreografinnen, die nahezu jeder Produktion scheinbar unbegangene Formen abtrotzt: Um so enttäuschender war nun das erste von zwei Gastspielen der Französin Mathilde Monnier im Rahmen des Festivals ImPuls Tanz.

Im Volkstheater zeigte Monnier mit ihrem Ensemble das in Avignon uraufgeführte Stück „frère & soeur“. Unbestritten wichtig ist freilich das Thema, das sie gewählt hat: Es geht um die schmale Grenze zwischen Begehren und Abneigung, zwischen Liebe und Gewalttätigkeit.

Aus einem schwarzen Quader treten die Darsteller auf, nehmen immer wieder, wie das derzeit besonders gerne im zeitgenössischen Tanz getan wird, das Publikum konzentriert ins Visier, und liefern einander Szenen der Aggression. Da wird gerauft, getreten, gestoßen, ins Gesicht gegriffen. Durch Gesichtsmasken und schwarze Perücken erhalten die Aktionen einen symbolischen Gehalt.

Nach und nach scheint lustvoll Tänzerisches in den Vordergund zu treten. Eine Frau schüttelt immer wieder ihre Glieder durch. Mit E-Gitarren wird hantiert, auch das ein Merkmal, das derzeit die Tanzszene prägt und meist, wie etwa auch bei Emio Greco im Burgtheater, unverständlich bleibt.

Die Performance hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits verselbstständigt, die Darsteller begegnen einander gegen Ende mit sanften Reinigungsritualen. Ein Stück derzeit weit verbreiteter Tanzästhetik, das eigentlich keine Stunde füllt. Mal sehen, wie Monniers jüngstes Stück aussieht, das sie am 5. August im Akademietheater zeigt: Wenn Tänzer zu Sängern werden.

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