Felix Bürkle eröffnete mit „You, the Other“ das Tanzfestival NRW

Felix Bürkle eröffnete mit „You, the Other“ das Tanzfestival NRW

Der Anfang ist gemacht

Pick bloggt: Eröffnung des Festivals tanz nrw

Die Organisation des Festivals tanz nrw hat sich etwas besonderes ausgedacht, indem es den inoffiziellen Teil der Eröffnung mit einem Stück von Felix Bürkle in das neue, noch im Umbau befindliche Tanzhaus in Köln, die TanzFaktur, verlegte.

Köln, 19/04/2015

Die Organisation des Festivals tanz nrw hat sich etwas Besonderes ausgedacht, indem es den inoffiziellen Teil der Eröffnung mit einem Stück von Felix Bürkle in das neue, noch im Umbau befindliche Tanzhaus in Köln, die TanzFaktur, verlegte. Der offizielle Teil mit den obligaten Reden und einer Wiederaufnahme von Stephanie Thierschs Choreografie „Corps Étrangers“ fand risikolos im Ausweichquartier des Schauspiels Köln statt, begleitet von einer Installation Angie Hiesls, sozusagen im „Vorgarten“.

Das Stück mit dem Titel „You, The Other“, das in der TanzFaktur gezeigt wurde, stammt von Felix Bürkle, der sparsam arbeitet, was sowohl den Aufwand als auch die Häufigkeit seiner Arbeiten betrifft. Das trifft aber sicher nicht zu auf das, was im Kopf dieses Tänzer-Choreografen vorgeht. Nach seinem fulminanten Einstieg mit einem Beckett-Projekt ist es seine dritte Arbeit – alle habe ich gesehen. Ich hätte mir diesmal gewünscht, dass er die Mischung aus absurdem Theater mit Ausflügen zu seinen Wurzeln, der Akrobatik, weiter verfolgt. Aber er grübelt, wie das bei Folkwang schon zu meiner Zeit Sitte war. Gegen Grübelei ist sicher nichts einzuwenden, doch auch der Titel des Stücks hilft uns Zuschauern, wie so oft, kaum auf die Sprünge.

Der bescheidene Felix steht also, das Gesicht fast zugewachsen, hinten auf der Bühne und neigt sich zur interessanten Musik von Alex Catona in Zeitlupe zur Seite, während der zerbrechliche Asiate Lihito Kamiya, dem ein hintergründiges Entsetzen ins Gesicht geschrieben scheint, regungslos im Vordergrund und damit im Licht verweilt. Was die beiden jungen Männer aufeinander zutreibt, bleibt ihr Geheimnis. Es gibt weder äußerliche Gründe, noch eventuell einen panischen, vielleicht auftrumpfenden oder erotischen Beweggrund – im wahrsten Sinne des Wortes. Jedenfalls bleibt Felix der Dominierende und der anfängliche Ein- oder Ausdruck von Lihito verstärkt sich, ein Entkommen gibt es jedoch nicht. Obwohl das subtile Drama kein Ende findet, sondern die beiden von einem Fade Out erlöst werden, können sie erst zum zweiten oder dritten Applaus wieder eine freundliche Mine, auch untereinander, riskieren.

Dies war mein zweiter Besuch in der TanzFaktur, die von den beiden Hausherren Slava Gepner und Raphael Spiegel ins Leben gerufen wurde und ich drücke den beiden und der Stadt Köln sämtliche Daumen, dass dieser Ort so etwas werden könnte wie das Tanzhaus in Düsseldorf. Die Voraussetzungen sind günstig, was die Lage in Deutz sowie die Architektur des Komplexes betrifft. Mein erster Besuch war ein Kurzfestival mit „Freien Gruppen“ aus unserem Nachbarland Polen, das von der polnischen Botschaft gesponsert war und dessen Kulturattaché eine kurze Ansprache hielt. Ich kann es mir nicht verkneifen, dass seinerzeit kein Programmzettel existierte, so dass ich keine Unterlagen hatte, um meine Eindrücke schreiben zu können. Ich habe dies umso mehr bedauert, da sowohl die eingeladenen Gruppen als auch die künstlerischen Eindrücke durchaus stark und die Organisation mit einem kleinen Stehempfang hervorragend organisiert war – und das, obwohl noch sichtlich Türen fehlten. Das Ambiente aber hinterließ besten Eindruck.

Ich wünsche dem gesamten Team gute Nerven (am besten Drahtseile) und von der Stadt Köln Hilfe bei Bluttransfusionen, die mit Sicherheit, wie bei allen Objekten dieses Ausmaßes, nicht zu umgehen sein werden. Mit Sicherheit werden sie nicht die Ausmaße der Städtischen Bühnen annehmen. Also Courage allen Beteiligten, der Anfang ist gemacht!

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