Hommage an Patrick Dupond - „Études“ von Harald Lander. Tanz: Guillaume Diop (links), Valentine Colasante (Mitte) und Paul Marque (rechts).

Hommage an Patrick Dupond

Die Pariser Oper ehrt ihren ehemaligen Danseur Étoile und Ballettdirektor

Drei Galaabende im Palais Garnier kurz vor dem 2. Todesjubiläum Patrick Duponds gaben dem Publikum Gelegenheit, den „absoluten Tänzer“ in Videoausschnitten kennenzulernen und einige der Ballette zu sehen, in denen er glänzte

Die Zeugnisse ehemaliger Kollegen und Lehrer im dicken Begleitbuch mit dem Titel „Patrick Dupond an der Pariser Oper“ lassen keinen Zweifel daran: Patrick Dupond, der im März 2021 kurz vor seinem 62. Geburtstag verstarb, war ein außergewöhnliches tänzerisches Talent und eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Beides brachte ihm nicht nur Freunde. Dupond wurde mit 21 Jahren zum Danseur Étoile ernannt und übernahm nur zehn Jahre später neben seinem Tänzerposten den des Direktors des Balletts der Pariser Oper. Allerdings wurde er fünf Jahre später von Hugues Gall, dem neuen Operndirektor, durch Brigitte Lefèvre ersetzt, die das Ensemble 20 Jahre lang mit eiserner Hand regierte. Zwei Jahre nach ihrem Amtsantritt wurde Dupond auch als Tänzer aus der Kompanie geworfen. Seither wurde an der Pariser Oper um Patrick Dupond kein Aufhebens gemacht, und er war nur noch einmal 2004 in Maurice Béjarts Solo „Salomé“ auf der Bühne des Palais Garnier zu sehen, in einer Gala zu Ehren seiner Mentorin Claude Bessy. Lefèvres Nachfolger Aurélie Dupont und José Martinez drücken im Programmbuch tiefe Bewunderung für ihren ehemaligen Kollegen aus, und Aurélie Dupont sagt gar: „Patrick ist der absolute Tänzer, und wird es immer bleiben.“

Drei Galaabende kurz vor dem 2. Todesjubiläum Patrick Duponds gaben nun dem Publikum Gelegenheit, den „absoluten Tänzer“ in Videoausschnitten kennenzulernen und einige der Ballette zu sehen, in denen er glänzte. Leider ließ die Diskrepanz zwischen Videoausschnitten und dem Bühnengeschehen deutlich werden, wie sich die Pariser Oper seit Duponds Ära verändert hat: besonders männliche Ausnahmetänzer sind derzeit spärlich gesät. Bereits das spektakuläre Défilé des Corps de Ballet zu Beginn der Gala zeigte eine recht ausgedünnte männliche Kompaniespitze, ein Mangel, der sich auch später am Abend bemerkbar machte. So wollte es Marc Moreau in John Neumeiers „Vaslaw“, einem Ballett nach Plänen Nijinskys zu Musik von Bach, nicht recht gelingen, die Hauptrolle zum Leben zu erwecken. Er führte die Choreografie zwar korrekt aus, doch blieb ein Rätsel, was sie ausdrücken sollte, und ein gewisser Mangel an Bühnenpräsenz führte dazu, dass sich das Ballett für zwei männliche Solisten und vier Paare ziemlich in die Länge zog. Einige Informationen zu den getanzten Stücken im Begleitbuch wären hier hilfreich gewesen. Auch für Harald Landers „Études“, einem in den letzten Jahren selten aufgeführten Paradestück der Kompanie zu Musik von Carl Czerny, fanden sich nur mit Mühe zwei Besetzungen für die drei Galaabende. Wie bereits mehrmals in den letzten Spielzeiten durfte der Halbsolist Guillaume Diop, der im Dezember ein vielversprechendes Debüt als Prinz in „Schwanensee“ gab (siehe auch diese tanznetz-Kritik ), für die abwesenden Solisten einspringen und tanzte die Mazurka mit Schwung und Eleganz.

Höhepunkt des Abends war allerdings Maurice Béjarts „Chant du compagnon errant“ zu Mahlers „Liedern eines fahrenden Gesellen“, das die Étoiles Germain Louvet und Hugo Marchand auf frische, vollkommen überzeugende Weise interpretierten: der langgliedrige, elegante Louvet trat als lebensfroher Jüngling auf, dessen Elan immer wieder von seinem gravitätischen alter ego Marchand gebremst wurde. Louvets Leichtigkeit und sein Streben in die Höhe und Ferne beugten sich zunehmend unter der in den Liedern ausgedrückten Melancholie und Zerrissenheit und der schattenhaften Präsenz des Freundes, der gleichzeitig als fürsorglicher Gefährte und Todesbote auftrat. Diese berührende Darbietung eines zwar ungleichen, aber gleichermaßen begabten Tänzerduos macht Lust auf mehr: bald wird man das Stück wieder im Rahmen eines Maurice Béjart-Ballettabends sehen, neben dem „Bolero“ und „Feuervogel“. Der Danseur Étoile, für den Béjart letzteres Stück 1970 schuf und den Patrick Dupond in seiner Autobiographie „Étoile“ mit glühender Verehrung beschreibt, Michaël Denard, verstarb vor wenigen Tagen im Alter von 78 Jahren. Vielleicht wird auch ihm alsbald eine Gala gewidmet werden?

www.operadeparis.fr

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