„Yarin“ von und mit Andrés Marín & Jon Maya

„Yarin“ von und mit Andrés Marín & Jon Maya

BAILA ESPAÑA

Start des Festivals für zeitgenössischen Tanz aus Spanien in Bremen

Bereits zum zwölften Mal findet das Festival in der Bremer Schwankhalle statt - eine Kooperation vom Instituto Cervantes Bremen und steptext dance project. Eröffnet wurde es mit dem etwas langatmigen „Yarin“ von dem Tänzer-Duo Andrés Marín & Jon Maya.

Bremen, 30/09/2023

In „Yarin“ agieren die beiden Tänzer, Andrés Marín und Jon Maya, zusammen mit dem Musiker Julen Achiary auf der Bühne. Anfangs erkennt man alle drei immer nur kurz im Kegel eines langen Lichtstrahls, der aus unterschiedlichen Richtungen der Bühnendecke erscheint. Mal blitzt ein Hut, mal eine Baskenmütze auf. Mal erkennt man Beine, mal ein Profil. Im Hintergrund sind elektronische Klänge zu hören bis das Bühnenlicht angeht.

Zwei in schwarz, aber trotzdem sehr unterschiedlich gekleidete Männer gehen aufeinander zu. Der in den hart aufschlagenden Schuhen reicht dem Barfüßigen mit der Baskenmütze eine Bauchschärpe, in die er sich langsam eindreht. Musik setzt ein und Andrés Marín beginnt im wilden Takt und mit martialischen Posen seinen Tanz. Wie ein heftiges Balzen erscheint das ritualisierte Zittern und harte Stampfen des Flamencos. Groß wird sein Schatten auf die dunklen Bühnenseiten geworfen, während Jon Maya wie weichgezeichnet im Hintergrund seine baskische Antwort tanzt. Beindruckend ist das Licht und Bühnendesign von David Bernies. Vorne die harte Kohlezeichnung, hinten das Aquarell als Antwort. Immer wieder gehen die beiden Männer aufeinander zu, verharren in kurzen Standbildern, tanzen weiter in ihrem Stil.

Andrés Marín gilt in der gegenwärtigen Flamenco-Szene als einer der markantesten Tänzer. Er taucht tief in die Tradition dieses Tanzes ein, hat dabei aber seinen persönlichen Stil gefunden.

Jon Maya, Künstler am Malandain Ballett Biarritz, dagegen ist als Solotänzer siebenfacher Titelträger des renommierten Aurresku Euskadi, dem Preis des traditionellen baskischen Tanzes, der eine ganz andere Körperästhetik vermittelt. Hier die dringlich-leidenschaftliche Erdverbundenheit des Flamencos und dem gegenüber die luftige Leichtigkeit des baskischen Tanzes. Das harte Aufschlagen der Absätze der Flamencoschuhe trifft auf das Hüpfen, Drehen und Schwingen nackter Füße.

In „Yarin“ zeigt der Name die Absicht dieser Choreografie. Andrés Marín und Jon Maya wollen ihre Tanzstile wie ihre Namen vermischen. Den Flamenco wollen sie neu und ohne Folklore interpretieren, allein in der Konfrontation ihrer Körper und Stile. Zusammen legen sie die Unterschiedlichkeiten beider Tanzformen bloß, begegnen sich auch mal im Dialog der höchst unterschiedlichen Ästhetik, doch bleibt Letzteres wohl mehr Absicht als Realität. Zwar hören und schauen sie einander zu, reiben sich auch mal für Momente am anderen oder gehen auf Bewegungselemente kurz ein, doch lassen beide daraus nur wenig Neues entstehen und münden auch kaum in einer ästhetische Transformation einer zeitgenössischen Tanzsprache. Das macht die sechzigminütige Vorstellung nach einem interessanten Start doch langatmig.

Und so bleibt dieser Pas de deux eher ein Nebeneinander zweier Tänzer, fokussiert auf ihren eigenen Stil, den sie sicherlich meisterhaft vortragen. Was „Yarin“ allerdings damit sagen möchte, bleibt im Dunkeln. Einzig der Rhythmus und Gesang, live begleitet von Julen Achiary, erzeugt Neues und hält alles zusammen.
 

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern