Wer bin ich?

Die Gala des Stuttgarter Solo-Tanz-Theater Festivals in der Hebelhalle

Diese Gala ist längst kein Geheimtipp mehr. Taufrisch aus Stuttgart kommen schon zum fünften Mal Preisträger des Internationalen Solo-Tanz-Theater Festivals nach Heidelberg und zeigen, was gerade in ist im zeitgenössischen Tanz

Heidelberg, 16/11/2015

Diese Gala ist längst kein Geheimtipp mehr. Taufrisch aus Stuttgart kommen nun schon zum fünften Mal Preisträger des Internationalen Solo-Tanz-Theater Festivals in die Heidelberger Hebelhalle und zeigen, was gerade in ist im zeitgenössischen Tanz. Der Wettbewerb, der schon neunzehn Jahre alt ist und damit eine Institution in der Tanzszene darstellt, wird als Hommage an die viel zu früh verstorbene Tanja Liedtke veranstaltet, die selbst ein choreographisches Ausnahmetalent war.

Die Gala der Preisträger ist nicht nur ein Resümee der Jury-Urteile, sondern zugleich auch ein Indikator für Entwicklungen im zeitgenössischen Tanz, zumindest im europäischen. Und da haben die fünf ausgewählten Choreografien doch eine deutliche Gemeinsamkeit: Sie erzählen alle persönliche Geschichten in höchst individuellen, vielfach zerrissenen Bewegungen.

Den Anfang machte die Russin Veronika Kopova, die auf der Bühne ihr grob gestricktes Hemd erst einmal ausführlich aufdröselte, bis nur noch Fadenschlingen am Boden lagen. Anschließend tanzte sie mit Drive gegen die unsichtbare Verstrickung in ein imaginäres Flechtwerk („Entrelacs“) an.

Simona Machovicová (Slowakei) hütete ihr persönliches Geheimnis in Gestalt eines Koffers – der zwei hochhackige Tanzschuhe beherbergte. Ihre selbst choreografierte und getanzte „Note For Him“ war bei aller Sehnsucht doch auch ein Statement der Unabhängigkeit. Die überaus bewegliche, ausdrucksstarke Tänzerin, die zwischen androgyn und ganz weiblich changierte, war in Stuttgart erklärter Publikumsliebling und gewann auch den Publikumspreis.

Mit schöner Selbstironie näherten sich zwei weitere Preisträger der Frage nach ihrer Identität. Beatrice Panero aus Italien (3. Preis Choreografie) ließ ihren Landsmann Pasquale Lombardi in „TZID“ zum Jäger werden – mit bizarren Bewegungseinfällen und einem souveränen Gebrauch von Raum, Licht und Ton.

Den 2. Preis für Choreografie erhielt Tamar Grosz (Israel) für ihre tänzerisch umgesetzte Unterhaltungen mit dem lieben Gott – dessen Stimme und Ratschläge wohl von ihrer Mutter hätten kommen können: „I’m not a Jew, Israeli, Vegan, Lesbian, Woman. I am Tamar“.

Die Riege der Preisträger in Choreografie und Tanz führt in diesem Jahr Jon Ole Olstad (Norwegen) an, der mit unverstellter Natürlichkeit erst einmal einen Austausch mit dem Publikum pflegte. Es geht in seinem Stück „and we already knew the names“ ums Singledasein, aber auch um den einen Menschen, der das eigene Leben nachhaltig verändert hat, und den man sich zurückwünscht – vielleicht in neuer Gestalt.

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern