Das Ensemble der Compagnie Lizt Alfonso aus Havanna mit "Amigas - A New Dance Musical" von Lizt Alfonso Dance Cuba
Das Ensemble der Compagnie Lizt Alfonso aus Havanna mit "Amigas - A New Dance Musical" von Lizt Alfonso Dance Cuba

Viva, Cuba, viva!

Das Ensemble Lizt Alfonso gastiert mit „Amigas“ in Hamburg

Hamburg, 04/08/2011

Im Sommer, wenn die staatlichen Theater Ferien machen, schlägt die Stunde der Gastspiele. So auch in Hamburg: vom 23. bis 28. August wird die Alvin Ailey Company zum Abschluss ihrer Europa-Tournee auf der Bühne der Staatsoper tanzen, und schon am 27. Juli hat im Thalia-Theater das Gastspiel des cubanischen Ensembles „Lizt Alfonso Dance Cuba“ mit „Amigas“, einer Art Tanz-Musical, begonnen. Die Tänzerin und Choreografin Lizt Alfonso hat ihre Kompanie schon als 23-Jährige 1991 gegründet und gastiert seither mit Erfolg in vielen Ländern, schon im Sommer 2009 war sie mit der Show „Fuerza y compás“ in Hamburg, damals im Schauspielhaus.

Corny Littmann vom Schmidt’s Tivoli Theater auf St. Pauli hat nun diesen erneuten Besuch eingefädelt und führt als Sprecher aus dem Off durch das Stück mit seiner allerdings mehr als dürftigen Handlung: drei Freundinnen (spanisch: amigas) erinnern sich im Rahmen eines Fernsehauftritts an ihre Zeit als Tanz- und Gesangssolistinnen im Kuba der 1950er- und 60er-Jahre, an ihre Hoffnungen und Träume, an Liebe, Eifersucht, Schmerz und Leid. Denn zwei der Amigas verlieben sich in denselben Mann, den natürlich nur eine von beiden bekommen kann, und der dann bei der Revolution Fidel Castros zu Tode kommt. Auch die dritte verliert den Geliebten – er ertrinkt, als sie mit einem Boot nach Florida fliehen. So bleiben zum Schluss drei alternde Diven übrig, die die Kraft der Gemeinschaft, aber auch der nie verlorenen Lebenslust beschwören. Es hätte dieser Handlung nicht wirklich bedurft, um Karibik-Gefühl zu entwickeln, vielleicht wäre das Ganze sogar noch intensiver geworden, wenn es sich als reine Nummern-Revue präsentiert hätte. So gerät manches Bild leider doch reichlich verkitscht.

Lizt Alfonso stellt ihren drei Tanzsolistinnen, die die Freundinnen in ihrer Jugend darstellen, drei hochrangige kubanische Sängerinnen an die Seite (Maureen Iznaga im Wechsel mit Niurka Reyes sowie Ivette Cepeda und Sori). Gemeinsam mit dem exquisiten Live-Orchester liefern sie dem Ganzen die nötige musikalische Grundlage. Bekannte lateinamerikanische Hits wie „Quizás, quizás, quizás“ oder das unkaputtbare „Bésame mucho“ wechseln sich ab mit afro-cubanischer Percussion und jazzig-fetzigen Ensembles. Das ist ganz große Klasse.

Völlig unverständlich allerdings, warum es bei so viel Stimmgewaltigkeit und auch so viel orginärem Sound einer heillos übersteuerten Verstärkung bedurfte. Es hätte der Authentizität der Darbietung gut getan, wenn sowohl die Sängerinnen als auch die Musiker ohne Mikrofone aufgetreten wären – den Zuschauerraum des Thalia-Theaters hätten sie mit Leichtigkeit bis in die letzte Reihe beschallt.

Die insgesamt 19 Tänzerinnen und zwei Tänzer pfeffern ihre Ensembles und Soli mit Verve auf die ehrwürdigen Sprechtheaterbretter, dass so mancher der oft eher kühlen Hanseaten völlig aus dem Häuschen geriet. Das Verschmelzen verschiedener moderner Tanzstile und Rhythmen ist die Spezialität Lizt Alfonsos. Elemente des Flamenco verwebt sie mit Rumba, Mambo und Salsa, gewürzt mit Step, Boogie, Rock ’n Roll und Modern Jazz. Gekonnt flicht Alfonso auch Elemente der kubanischen Folklore mit ein, zum Beispiel einen verflixt schwierigen Step auf Klapperlatschen. Das Ensemble besticht durch höchste Professionalität, da sitzt jeder Schritt, jede Geste, und wenn die 16 Gruppentänzerinnen synchron tanzen, dann tun sie das bis in den kleinen Finger hinein – das ist ein einziger Augenschmaus. Auch die drei Solistinnen (Carmen Rosa Lopez, Claudia Valdivia, Ana Lopez) und die beiden männlichen Darsteller (Vadim Larramendi und Oddebi Garcia) werfen sich mit Bravour in ihre Rollen.

Ein Ärgernis ist das mehr als dürftige (wenngleich kostenlos ausliegende) Programm: es weist die einzelnen Tänzerinnen und Solisten nicht namentlich aus und liefert lediglich eine Orientierung zur Handlung. Einige Informationen mehr hätten so manchem Zuschauer, der mit der kubanischen Geschichte und Tradition nicht so vertraut ist, das Verständnis der einzelnen Nummern sicher erleichtert.

Noch bis zum 13. August im Thalia-Theater

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